(VÖ 27.04.2012) Island ist eine Märchenwelt. Da heißen die Menschen Nanna Bryndís Hilmarsdottir, Arnar Rósenkranz Hilmarsson oder Ragnar Þorhallsson und werden praktisch über Nacht berühmt. Mit einem kleinen Folk-Pop-Song namens „Little Talks“ beim nationalen Wettbewerb „Músiktilraunir“. Klingt traumhaft? Das Debütalbum ebenfalls.
Es war einmal ein Mädchen namens Nanna, die schon ihr Leben lang von einer Karriere als Sängerin in ihrer eigenen Band träumte. Sie machte sich also auf die Suche nach musikalischer Unterstützung – und fand, neben vier weiteren wackeren Mitstreitern, in ihrem frischgebackenen Gitarristen sogar einen geeigneten Gesangspartner, dessen Stimme aufs Wunderbarste mit ihrer eigenen harmonierte. So lebten alle sechs glücklich und zufrieden, gewannen ihren ersten Bandwettbewerb, traten beim Iceland Airwaves Festival auf und waren danach auf dem amerikanischen Radiosender KEXP zu hören. Und wenn sie jetzt nicht in eine Gletscherspalte fallen, dann hat die Welt noch viel von ihnen zu erwarten.
So kurz könnte man die Geschichte der Of Monsters and Men zusammenfassen – und tatsächlich entwickelte sich die Karriere der Sechs aus Reykjavik in einem einzigen, märchenhaften Jahr. „Irgendwie ist es passiert und wir haben halt gewonnen“, erinnert sich Sängerin und Gitarristin Nanna: „Wir hatten es weder erwartet, noch hatten wir irgendwelche Feierlichkeiten geplant. Also habe ich anschließend alle zu mir nach Hause eingeladen und meine Nachbarn damit ganz schön verärgert.“
Als Gewinner des besagten Músiktilraunier 2010 trat die Band im selben Jahr beim renommierten Iceland Airwaves Festival auf. Zugleich wurde der Seattler Radiosender KEXP aufmerksam und veröffentlichte online eine Wohnzimmer-Session von „Little Talks“, und so entwickelten sich Of Monsters and Men zu ihrer eigenen Überraschung blitzschnell auch außerhalb Islands zum Geheimtipp.
Mit „My Head Is an Animal“ ist nun das Debütalbum auf dem Markt. Zauberhaft schön und zart ist es, und erinnert mit seinen anschwellenden Melodien und dem mehrstimmigen Gesang manchmal angenehm an die britischen Mumford & Sons oder auch Dear Reader, verglichen werden sie zuweilen mit den famosen Aracde Fire. Viele Worte zum Sound sind nicht zu machen – die Songs besitzen einen klaren Klang und über allem liegen die sanften Stimmgewebe von Nanna und Raggi. Nur bei „From Finner“ brechen Of Monsters and Men schwungvoll aus ihrem sonst eher ruhigen Rahmen aus und zeigen, dass sie auch stimmlich mehr als Zartheiten draufhaben.
Von ihren inflationär gebrauchten „lalala“-Choruslines sollten die Monster beim nächsten Album vielleicht absehen. Aber sonst führen die Tracks sich vom ersten „Dirty Paws“ über den basslastigen Start von „Mountain Sound“, die Akustikgitarrenklänge von „Slow And Steady“ und die lebendige Singleauskopplung „Little Talks“ bis zum Bonustrack „Sinking Man“ in eine gläserne Tiefe, der man sich nur schwerlich entziehen kann.
Bewertung: 4/5
Highlights: Dirty Paws, From Finner, Your Bones