Als ich am Strand von Sansibar knietief im Meer stand, das Wasser kristallklartürkis und badewannenwarm, der Sand fein und weiß, und darüber die Palmen sich sanft wiegend im Wind – ich weiß noch genau, dass ich nie geglaubt hätte, einmal so etwas unfassbar Schönes zu erleben.
Ich bin nie weit gereist – bis ich im April 2012 bei der Hochzeit einer gemeinsamen Freundin C. kennenlernte und wir nach anderthalb Stunden beschlossen, zusammen nach Tansania zu fliegen. Die Reiseplanung erledigten wir per Mail und begegneten uns erst wieder am Abreisetag in der Abflughalle. Mit einer Fremden zu reisen, hätte katastrophal werden können.
Tatsächlich entstanden die aufregendsten, buntesten und erfülltesten meiner Urlaubserinnerungen: Um nichts von unserer viel zu kurzen Reise zu vergessen, schrieben C. und ich jeden Abend Tagebuch. Hier ist ein Teil von dem, was ich im Guesthouse unter quietschenden Ventilatoren, im Safari-Camp im Busch und am weißen Strand von Sansibar notierte.
Tag #1 – Anreise.
Von Pistazienflusen, freudigem Wiedersehen, der Fall vom Rand der Erde, ein Taxifahrer als Rundum-Aufpasser, Selbstmordduschen und rasender Panik. Klaustrophie beim Nachtflug von Istanbul und ansonsten alles gut.
Tag #2 – Busfahrkartenkaufen in Dar.
Von einem ganzen Tag für zwei Tickets, falschen und echten Freunden, Freude an Frittiertem und der Entdeckung der afrikanischen Langsamkeit: die ersten Lektionen für dumme Mzungus und ein trotzdem großartiger Tag jenseits aller Stadtpläne.
Tag #3 – Busfahrt Dar-Arusha.
Von extrem langen sechs Stunden, schmerzenden Popos, durchsetzungsfähigen Wanderpredigern, erfolglosen Hausierern und den neuen Lektionen Suaheli: Wieso man Fahrkartenverkäufern keinen Glauben schenken sollte, aber einem trotzdem nicht langweilig wird.
Tag #4 – Camp und Lake Manyara.
Elefanten!! Vom Frühstück hinterm Vorhängeschloss, einer begeisterungsfähigen Straßengang, stumpfen Honeymoanern, weinenden Babys, tiefen Atemzügen in wilder Luft und dem schönsten Dschungelcamp der Welt: der Geruch nach Raubtier, die ersten Elefanten und Ankommen auf Safari.
Tag #5 – Ngorongoro Krater.
Vom Mut gegenüber Pavianen, Spekulatiusduft im schönsten Nationalpark von allen, Löwen und gähnenden Abgründen neben der Autotür, Zebras und Hyänen, zu kurz gekommenen Gnus und naserümpfenden Touristen am Hippopool: überwältigende Schönheit im Vulkankrater, neidische Guides und glückliche Mzungus im Range Rover.
Tag #6 – Tarangire Nationalpark.
Von Savanne, rutschenden Elefantenkindern und wütenden Elefantenpapas, schüchternen Wasserbüffeln und spielenden Mungos, Leberwurstbäumen und einer Rettung durch heiße Donuts: Abschied von der Natur und zurück in die Stadt.
Tag #7 – Zurück nach Dar.
Von Reifenpassen protected by the blood of Jesus, afrikanischem Recyclingprnzipien, der hässlichsten Band des Kontinents und der ersten Gefahrensituation: zwölf Stunden Busfahrt again und Fährenticketskaufen ohne Schlepper.
Tag #8 – Auf nach Sansibar!
Vom letzten frühen Aufstehen, einem Massai am Hafen von Stonetown, einer Löwengeschichte bei Stromausfall und Schnipsen mit dem verkehrten Finger beim traditionellen Handschlag: unsere Überfahrt nach Sansibar und die Ankunft im Paradies.
Tag #9 – Der letzte Strand.
Von Zuckerschocks beim Frühstück, Feilschen im Sand, zu wenig Bauch für eine gute Massaifrau, Spontangesang beim Mittagsessen und Pogotanzen als traditionelles Zeichen der deutschen Kultur: ein langer Tag auf Sansibar und die Kehrseite des Sextourismus.
Tag #10 – Abschied in Stonetown.
Von tropischem Regen, jump like a chicken, Last-Minute-Shopping, too much feeling, der vielseitigen Verwendung von Kangatüchern und zum Heulen schönem Gesang am Flughafen: Abschied von den Massai, von C. und von der afrikanischen Langsamkeit.
Tag #11 – Homecoming Queen.
Von unverdaulichem Weichplastik, der Freude über schlappe Gurkenscheiben und den Pyramiden (den Pyramiden!!): meine verschlafene Rückreise und meine liebsten Orte zusammengefasst mit Links und allem, was man zum Nachreisen braucht.
Ein Gedanke zu “African Journal: Tansania.”