Ist ‚Lada‘ ist eigentlich Russisch für ‚Scheiße‘?

Eine luschige Steuerkette, die eigensinnige Kupplung und widerspenstige Ventilatoren: Mit einem Lada Niva ist eine Autofahrt niemals nur eine Autofahrt. Herbstliche Stimmungsbilder zwischen Hassliebe und Reifenspuren.

Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja: Das war auf dem Autohof zwischen Hannover und Berlin. Eine Woche lang genoss unser Rosti nach seiner ersten großen Fahrt die Ruhe auf dem Land. Dann reisten der Mann und mein Vater zur Rettung an – einer mit Ersatzteilen und druckfrischer Reparaturanleitung, der andere mit mehreren Kanistern destilliertem Wasser und Kühlmittelkonzentrat im Gepäck.

Das Gute: Zusammen brauchten sie keine Stunde, um den Austauschbehälter mit dem defekten Deckel und den vermoderten Kühlerdeckel auszutauschen. Das eher nicht so Gute: Es lag nicht unbedingt an diesen beiden Problemchen, dass uns der Lada im Stau übergekocht war. Vielmehr war der Ventilator schuld, der bei Überhitzung im Stau die Zusatzkühlung übernehmen soll, für die auf freier Strecke sonst der Fahrtwind sorgt.

Alles klar. Wir merken uns: Stau meiden, Kanister mit Kühlflüssigkeit dabeihaben und eine Liste anlegen, was bei Rosti demnächst an Reparaturen fällig sein wird – der defekte Ventilator bekam direkt einen Listen-Ehrenplatz.

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Die Heimfahrt war staufrei und problemlos (aber die ADACplus-Mitgliedschaft haben ist besser als brauchen). Rostis nächstes Ziel war dennoch die Werkstatt – zum Glück haben wir sowas im näheren Familienkreis, so dass der Mann mit dem ganzen Enthusiasmus seiner KFZ-Mechanikerausbildung unters Auto krabbeln, klopfen, rütteln, leuchten, abschrauben und fluchen konnte. Ich wieselte derweil diensteifrig mit genannter Liste ums Auto und notierte die To-Dos für die nächsten Monate.

Eine halbe Stunde kraxelte, wurschtelte und schimpfte der Mann. Dann entfuhr ihm ein  „Ist ‚Lada‘ eigentlich Russisch für ‚Scheiße‘, oder was?“ und ich ging lieber nach draußen, um den Hund zu streicheln. Manche Männerfreundschaften werden besser unbeobachtet gefestigt.

Rosti gab sich dabei alle Mühe, nochmal seinen Standpunkt klar und seinem Namen alle Ehre zu machen – am Ende waren eine Hohlraumversiegelung und der Austausch des durchgegammelten Endschalldämpfers auf der Liste ganz vorn mit dabei. Dazu kommen Dichtungen von Getriebe und Ölwanne sowie die Achsdichtung vorn, außerdem diverse Gummis und Kleinigkeiten. Auch Roststopspray (mindestens) und eine neue Lackierung (irgendwann) wären angesagt. Alles soweit aber kein Beinbruch für die Beziehung zu unserem neuen Kumpel.Und mein Rezept zur Männerfreundschaft ging auch auf: Demnächst und eher dringend stehen zwar die Steuerkette, die Kupplung und der rechte Außenspiegel (der sich halsstarrig seiner Aufgabe, so zu bleiben wie man ihn eingestellt hat und schön brav spiegeln, entzieht) auf dem Programm. Doch der Mann freut sich bereits und nennt unseren Rosti begeistert sein neues Hobby.

Was ihm allerdings noch mehr Freude macht als Reparieren ist Randalieren. Auch da ist er einer Meinung mit Rosti: Wenn bei der kleinen russischen Wildsau nämlich die Untersetzung eingelegt wird, entwickelt sie wahre Bärenkräfte. Über Stock und Stein, bergauf – bergab, durch Sand, Schlamm und Wasser… da röhrt der Motor und jauchzt der Mann!

Also haben wir gestern auf dem jetzt herbstlich leeren Gelände einer Technolaction vor Berlin gestern ein paar Offroad-Runden gedreht. Allerdings nicht zu viele. Die Wildsau weiß nämlich, wann Schluss ist: „Wenn du machchst zu lange, ichch sage njet. Wenn du machst länger, ichch kochche.“ Es hieß also einmal mehr: Stop, stehenbleiben! Motor auf und rubbeldiekatz. Der Ausgleichsbehälter prustete in alle Richtungen und uns blieb nichts anderes übrig als zu warten, bis er sich wieder beruhigt hatte.

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Doch diesmal gerieten wir nicht in Panik: Wir hatten Kühlmittel am Start. Und als die Fontäne nicht mehr sprudelte, kippten wir einen halben Kanister nach und fuhren entspannt nach Hause. Denn ‚Lada‘ heißt eben nicht immer ‚Scheiße‘. Es ist vielmehr ein Universalwort. Und bei richtiger Behandlung bedeutet es ‚Spaß‘.

Auf die nächste Tour, Rosti-Boy!

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Ach so, bevor ich es vergesse… An den wasserköpfigen Troll, der sich mit seinem Schlüssel an der Beifahrertür zu schaffen gemacht hat: Nur, weil etwas rostig ist, heißt das nicht, dass es nicht geliebt wird. Mögen dir deine schmutzigen Pfoten abfaulen!

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6 Gedanken zu “Ist ‚Lada‘ ist eigentlich Russisch für ‚Scheiße‘?

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