In Love with Lada.

Unsere frischgebackene Familie hat Nachwuchs bekommen: charakterstark, sehr trinkfest und mit russischen Wurzeln. Kurz – es ist ein Lada.

Alles begann mit der Hochzeit, zu der wir uns einen hübschen Oldtimer mieten wollten. Zuerst war ein Caddie in der engeren Auswahl, aber die gibt’s nur mit Fahrer und in sauteuer. Außerdem hatte der Mann längst etwas kleines Knallrotes im Blick: Hier wollte er selbst am Steuer sitzen, und das schon, seitdem er als kleiner Ostjunge in einem ähnlichen Modell auf der Hutablage schlafend gen Kroatienurlaub gereist war.

Wir mieteten also einen Lada 1600. Die kleine Russenröhre bescherte meinem Bräutigam einen vorstandesamtlichen Herzkasper, weil er nicht anspringen wollte, und mir die längsten fünf Minuten meines Lebens, weil  ich auf meinen sonst so überpünktlichen Bräutigam warten musste. Aber sonst war es für unsere Hochzeit perfekt: Der Mann sang und tanzte am Steuer, das Auto roch nach dem Opel Kadett meiner Kindheitsjahre und die Hochzeitsgesellschaft konnte prima Dosen hintendran bin. Wir waren sehr zufrieden, wie man sieht:

bark8394-627

Als wir den roten Liebling am nächsten Tag wieder abgeben mussten, stand bereits eins fest: Wir wollen auch so was. Und zwar in der Geländeversion, also als Lada Niva (die erwähnte Hutablage).

Wer uns kennt, weiß, dass „nur mal kurz gucken“ so gut ist, als hätten wir bereits mit Brief und Siegel zugesagt. So kamen wir zu unserem ersten Haus und so kamen wir zwei Tage nach der Hochzeit auch zu unserem Rosti.

Es war Liebe auf den ersten Blick: Die Kotflügel führen das Lada-Problem Nr. 1 vor (Rost), der Kofferraum ging nicht auf (Ladaproblem Nr. 2), im Kühlergrill hatte sich Moos breitgemacht und beim Öffnen der Beifahrertür hatten wir direkt den Schnupsi in der Hand. Außerdem wurde uns ein Verbrauch zwischen 10-15 Litern angekündigt. Was kann man mehr wollen?

Mit etwas Starthilfe sprang der Lada sofort an. „Entweder man liebt sie oder man hasst sie“, sagte der Verkäufer. Und schon nach der ersten röhrenden Runde über den Hof war klar, dass wir nicht zur zweiten Gruppe gehören. Wir wurden uns also über die Anzahlung einig, unser Rosti drehte noch eine Runde durch die Werkstatt und nach einer Woche durften wir ihn abholen.

Mein (unser) erstes Auto hatte einen neuen Schnupsi, die Gurte waren überall dran und die Heckklappe (die man nicht direkt über ein Schloss, einen Griff oder etwas ähnlich Praktisches öffnet, sondern über einen Hebel drinnen an der B-Säule) sprang dank nachgezogener Gummis nun auch auf. Außerdem ließ er beim Fahren ein penetrantes Fiepen hören und die Heizung funktionierte wie die Hölle („warm“ heißt „warm“, „aus“ heißt nicht aus, und „kalt“ heißt noch wärmer). Wir ließen die Fenster herunter, machten Musik an und waren happy, während Schwiegervater im Auto hinter uns kichernd beobachtete, wie bei jedem Beschleunigen eine neue Ladung Rost aus dem Auspuff blakte.

Zuhause drehten wir eine kleine Runde über den Acker, denn Rosti ist ein Allrad. Also Untersetzung rein und das andere, was man immer zuerst in der Hand hat, wenn man nach der viel weiter vorn sitzenden Gangschaltung greift, auch. Hui! Berg und Tal, Pfütze und Schlamm, Stein und Stock – kein Problem.

Doch vor noch mehr Vergnügen kam erst mal die Putzarbeit: Bei der nachfolgenden Kärcher-Sitzung stellten wir fest, dass der stumpfe Nichtglanz des Lacks dem Dreck geschuldet war. Was gut ist! Was nicht gut ist, ist die Idee, Flugrost mit der drahtigen Seite des Schwamms abzuschrubben. Aber zum Glück ist das bei Rosti genauso wenig dramatisch wie die Tatsache, dass man unten an den Türen mit der alten Dichtung auch einen Streifen rostiges Metall abziehen konnte. Wie der Verkäufer schon sagte: „Ein Lada ist kein Wertgegenstand.“

11 Gedanken zu “In Love with Lada.

Hinterlasse eine Antwort zu Sabine Wirsching Antwort abbrechen