Gestern entdeckte ich eine neue Amazon-Rezension vom „Druckstaueffekt“, die mich etwas schlucken ließ. Eine kluge Elisabeth Ullmann schreibt:
Ich habe dieses Buch wirklich mit großem Genuß gelesen, Großstadtniveau.Manchmal mußte ich den Kopf schütteln, wie tief sich diese Frau hinabbegibt, dann mußte ich sie wieder über ihren Mut bewundern. Ein neuer Erzählstil, zugleich fesselnd und abstossend. Wer einmal ein besonderes Buch will, etwas ganz anderes lesen will. Ich kann ihm nur dieses Buch empfehlen. Ich hoffe, von Frau Sabine Wirsching noch mehr hören zu dürfen.
Es war nicht das „abstoßend“, das mich schlucken ließ – tatsächlich freue ich mich über (fast) jede Emotion, die meine Texte auslösen. Langeweile und NICHTS ist das Schlimmste… und dass meine Figuren Abneigung hervorrufen, daran habe ich mich schon so gewöhnt, dass ich manchmal beinahe damit spiele.
Oder: gespielt habe. Denn im Moment besucht mich die berühmte Schreibblockade, auch Sommerloch genannt. Und das war der eigentliche Grund fürs Schlucken.
Es gab schon mal eine Zeit in meinem Leben, zwischen siebzehn und siebenundzwanzig, in der ich praktisch kein Wort geschrieben habe. Es ploppten keine Ideen auf meiner inneren Leinwand auf. Die Angst, dass eine Sendepause wie diese wiederkommt, gehört wohl zum Schreiber wie der Stift in der Hand.
Warum ich nichts mehr schrieb, nichts mehr schreiben konnte? Ich weiß gar nicht. War ich mit Ausbildung, Studium und Jungs beschäftigt? Vielleicht. Warum ich jetzt nicht schreibe, ist einfacher zu beantworten: Ich bin glücklich – und damit beschäftigt, dieses Glück zu entwickeln. Denn Steine gibt’s immer.
Wenn die Steine richtig groß sind – echte Felsen quasi – kann man super darüber schreiben. Ganze Romane kriegt man da raus. Wenn es kleine Kiesel sind, und hier und da ein lästig pieksender Rollsplitkrümel vom letzten Winter, dann löst das keinen Schreibreiz aus. Dann sucht man eher nach einem Besen.
Puh. Anyway. Es bedrückt mich. Die Schreibsucht macht einsam, egozentrisch und isolativ – alles Dinge, gegen die man kämpft, und dann staunt man, wenn man den Kampf plötzlich gewonnen hat. Plötzlich scheint die Sonne aufs Schlachtfeld. Blumen spießen zwischen den Toten. Und nun?
Ich bin etwas ratlos. Dabei gibt’s eigentlich nur einen Ausweg (und das ist – auch wenn’s zuerst so klingt – nicht mal ein gefährlicher Weg durch nebliges Sumpfland, sondern eine Kastanienallee in den Sonnenuntergang): Vielleicht lerne ich einfach, glücklich zu schreiben.
Und ganzganz vielleicht gibt’s dann ja auch mal ein Happy End (Fragezeichen?).
Once again: never surrender!
abwarten & tee trinken. und irgendwann hoffentlich wieder den stift in die hand springen sehen.
Im Glück nicht so gut schreiben zu können wie im Unglück, das kenne ich. Vielleicht weil man sich als Schreibender in Unglücksphasen die Last wegschreiben muss. Wenn man glücklich ist, ist da keine Last.
Mir hilft in letzter Zeit sehr das Zitat von Joe Strummer: No input, no output.
Sprich: akzeptieren, wenn da gerade nichts kommt. Stattdessen rausgehen, ins Café setzen, lesen, ins Kunstmuseum, einen Film schauen oder eine ganze Staffel von irgendwas. Der Inspiration die Hand reichen.
dass dieser rat von joe strummer ist, macht ihn gleich weniger schmerzvoll 🙂
Ach, Sabine, ich bin mir ganz sicher: das kommt schon wieder und bis dahin sei einfach glücklich ❤
kann ja wohl auch nicht angehen, dass man als schreiberling dauerhaft katastrophennah leben muss, wenn man produktiv sein will. das wäre doch ungerecht. menschenrechte! freiheit! glücklichsein!
Ja, das geht mir auch so. Unglücklich kritzelte ich Seiten voll, glücklich und zufrieden bekomme ich nicht mehr als Minutentexte hin. Aber das ist ok, denk ich. Es ist eben eine andere Art zu schreiben. Darum passt das Bloggen als Form auch so gut, denn da ist das Kurze die Kunst. 🙂 (Also nicht, dass ich meins jetzt als Kunst bezeichnen möchte, aber doch muss mit wenigen Worten viel bzw. einiges vermittelt werden.)
kunst liegt wie schönheit im auge des betrachters ❤
Wie heißt es bei Knochenkalle? Schaffbar!
Das wünsch ich Dir.
vielen dank 🙂 ich lasse sonne aufs ideenzentrum scheinen.
PS: wollte „idiotenzentrum“ schreiben. war wohl schon etwas viel sonne! hihi.
Genau richtig, würde ich sagen.