17 Hippies: Anatomy & Metamorphosis.

cover_anatomy(VÖ: 15.01.2016) Wenn die 17 Hippies aus Berlin ihr 20-jähriges Bestehen feiern, tun sie das natürlich nicht mit einem stinknormalen Best-of-Album. Auf „Anatomy“, dem ersten Teil ihres Doppelalbums, haben sie zwar zwanzig Lieblingssongs aus ihrer Bandgeschichte versammelt, doch die abenteuerlichen Cover auf „Metamorphosis“ ergänzen dies mit einer wahrlich hippiesken Note.

Aber von vorn!

Mitte der 90er, als sich die lockere Truppe eines grobgeschätzten Dutzends Musiker rund um Carsten Wegener, Christopher Blenkinsop, Kristin „Kiki“ Sauer und Reinhard „Koma“ Lüderitz bildete, war in der Musikwelt eher Techno angesagt. Die Hippies interessierten sich eher für Weltmusik – Traditionals, Folkloristisches, Chansons… ganz egal, Hauptsache, es gefiel. Dieses Konzept haben sie bis heute beibehalten und sich mit dem Mix aus (mindestens) Polka, Klezmer, Oriental, Free Jazz, Walzer, Mariachi und Balkanpop einen so kunterbunten wie unverwechselbaren Sound erarbeitet.

Da sich die Band mit Vorliebe auf „einfache“ Musik konzentriert, gibt es viele Instrumentalstücke – aber Gesang und Text können sie aber auch. Viel auf Französisch (was die Band in Frankreich bald sehr bekannt und erfolgreich macht), auch auf Englisch, versuchsweise auf Spanisch (was die Band selbst kaum versteht), später auch auf Deutsch und auch gern mal auf Hessisch (was außer Sänger Dirk ebenfalls keiner versteht).

Klingt chaotisch? Ist es nicht.

Sich nicht festlegen lassen – das funktioniert wunderbar. Wie gut, das zeigen der Querschnitt auf „Anatomy“: Hier sind Prachtstücke aus vierzehn Alben versammelt. Teils ein wenig überarbeitet, teils live und teils noch nie veröffentlicht wie etwa das mazedonische Traditional „Jovano Jovanke“. Meine Lieblinge (hier spricht die Nicht-Französischsprechende): Das hessische Gebabbel von „Uz“ und die doppelt berührende Geschichte in „Frau von ungefähr“ und „So Leicht“. Der erste Teil des Doppelalbums lässt einen tief eintauchen in die Bandbreite der 17 Hippies – und das ist gut, denn auf „Metamorphosis“ muss man ein wenig vorbereitet sein.

Auf dieser CD sind 14 Cover der besonderen Art versammelt: Dafür haben die Hippies Originalspuren ihrer Songs an befreundete Musiker aus aller Welt verschickt und die haben ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Die neuen Spuren wurden dann noch einmal weitergereicht – so wurden sehnsüchtige Chansons zu monumentalen Rockopern („Ton Étrangère“/„Stranger“), entstanden chinesische Lyrics statt deutscher Texte („Hotel Cazan“/“Jiao Hui Ji Guang“) und kreuzen sich russische Volksmusik mit indischer Tabla („DJ id’ot domoy“). Mit dabei sind große Namen wie etwa der Tom-Waits-Gitarrist Marc Ribot, Les Ogres de Barback, Rotfront-Sänger Yuriy Gurzhy, Stoppok und viele mehr.

Ein Album zum Träumen, Reisen, Vorwärtsgehen.

Das bunte Hippies-Universum hat einmal mehr funktioniert. Wie lange noch? Die Frage stellt sich auch nach 20 Jahren Bandgeschichte nicht. Erst mal wird wieder getourt (Daten gibt es hier) und dann sehen sie mal weiter. Pläne haben sie noch nie gemacht, und das doch recht erfolgreich.

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3 Gedanken zu “17 Hippies: Anatomy & Metamorphosis.

  1. martinhagemeyer schreibt:

    Gut zu erfahren, schön zu lesen – muss ich hören:) Die 17 Hippies hab ich damals beim Film „Halbe Treppe“ kennengelernt und hatte danach jahrelang von ihnen ein Poster bei mir hängen. Das klingt nach einem guten Tipp … und „keinen Plan haben, und das recht erfolgreich“ ohnehin nach einem sympathischen (Nicht-)Motto 🙂

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