„Wo passiert es, dass Liebe zu Hass mutieren kann. Oder dass wir uns fragen, ist das jetzt wirklich Liebe oder war das nur ein: ich finde dich etwas mehr als okay nach zu viel Schnaps und Gefummele auf der Bierbank.“
– Großartige Zusammen-Arbeit mit der wunderbaren Sarah Riedenberger –
Keiner weiß, wo die Seele sitzt. Arme, Augen, großer Zeh… das lässt sich alles einwandfrei per Spiegel oder Anatomiebuch wiederfinden. Die Seele kann man nur fühlen. Meine befindet sich unter dem linken Schlüsselbein, hat sich gezeigt. Da fiel in schlimmen Zeiten alles in ein Schwarzes Loch und inzwischen scheint dort meine Sonne, so einfach ist das. Nur die Liebe kann ich auch nach über 30 Jahren, nach tausend Mal Schmerz und Glück nicht lokalisieren.
Schmetterlinge fliegen im Bauch, sagt man. Das Herz tut einem manchmal fast weh vor oooooh-du! Und im Kopf kreisen die Gedanken um den Einen oder er schüttelt sich, weil’s doch keiner ist. Drei Orte, drei Arten (und keine Weise), drei ganz verschiedene Gefühle.
Nimm den, sagt der Kopf. Du magst seine Wohnung, er riecht gut und Geldprobleme hat er auch keine. Er mag Kinder, hat Hobbies und wenn er Komplimente macht, dann sind sie ehrlich. Nimm ihn und du hast Ruhe. Nimm den, sagt das Herz. Er liebt dich, ihr habt gegen die Welt gekämpft und gewonnen, der beschützt dich gegen Wasimmerdakommenmag. Mach ihn glücklich, er hat es verdient und das weißt du genau. Nimm den, tanzt der Bauch. Nimm den! Der ist toll! Nimm den-den-den!
Ach, halt’s Maul.
Eins allein funktioniert nicht, definitiv. Der Kopf setzt sich nicht mit Glück bei dem durch, der einem nicht auch Herz und Magen flattern lässt. Die Schmetterlinge allein machen einen vielleicht zur Königin der Nacht, aber die blüht doch nur ein paar Stunden und dann am besten in Dunkelheit. Und das Herz? Kann überstimmt werden, von Verstand und zu viel flatterhafter Sehnsucht im Magen.
Reichen zwei? Vielleicht. Kopf und Bauch überzeugen das Herz am leichtesten, so viel ist sicher. Kopf und Herz und keine Schmetterlinge – das wird zu Geschwisterliebe, schneller als man küssen kann. Herz und Bauch – das stinkt nach heißer Hingabe und Leidenschaft, mit einer Prise Obsession, verheulten Nächten und der großen Leere am Ende.
Oder braucht es alle drei, sofort und gleich? Und wie viel von was ist „genug“? Bei all der Kirmes, die einem die Liebe bringt… vom klebrigen Duft von Popcorn & Zuckerwatte über Glückstreffer beim Dosenwerfen bis zum großen Kotzen nach zu viel Achterbahn: Gut wäre ein Hau-den-Liebeslukas. Aber es gibt nichts, wo man mit aller Leidenschaft draufdreschen kann, und keine bunten Lämpchen, die dann aufleuchten. Keine Anzeige, die unmissverständlich klarmacht, wo man steht. „Nur für eine Nacht“, „heißer Sommer“, „dranbleiben!“, „für immer“ – das muss man alles selbst herausfinden und entscheiden und da ist kein Maß, keinen Richtwert, keine Eicheinheit, die einem dabei helfen könnte.
Nur drei Orte, an denen man suchen kann. Und an denen man findet. Vielleicht.