Mama, meine Osterhasen! Oder Alles so schön bunt hier.

Auf vielfachen Wunsch möchte ich nach der Geschichte meiner Zuckerabstinenzjahre davon erzählen, was für ein easy living meine Ostergeschenke hatten als ich so vier, fünf, sechs Jahre alt war.

Da aß ich zwar durchaus hier und da ein bisschen Schokolade (die Lutscher vom Krämerladen entsorgte ich weiter im Müll), ab und zu ein Gummibärchen und in Mamas Rharbarberkuchen war ich regelrecht vernarrt. Was ich jedoch unter keinen Umständen aß, waren Dinge mit Gesicht.

Sei es der frisch gebratene Fisch-mit-Kopf (O-Ton: „Der guckt so traurig!) oder eben der putzige goldene Osterhase-mit-Glöckchen. Ich weiß nicht, wie meine Eltern mit dem Fisch verfuhren (denn eigentlich wurde wenigsten probiert, was auf den Tisch kommt, und irgendwelche Mimosenhaftigkeiten bezüglich der Tatsache, dass für fleischliche Genüsse Tiere sterben, haben sie im Keim erstickt). Bei den Osterhasen mischten sie sich auf jeden Fall nicht ein.

Also habe ich mit den Hasen gespielt. Sie wohnten in meinem Kasperlehäuschen und erlebten jeden Tag neuen Abenteuer in den unermesslichen Weiten meines Zimmers. Abends habe ich sie liebevoll neu arrangiert und ihnen Gute Nacht gesagt. Das ging im April so, auch noch im Mai, aber dann kam der Juni.

Es war allerdings mitnichten die Sommerhitze, die ihnen den Garaus machte, sondern unser Hund.

An sich war unser Terrier-Kunterbunt-Mix ein sehr rücksichtsvoller Geselle, der ganz genau wusste, was er durfte und was nicht. Aber wenn man ihn zu oft allein ließ, mochte er das gar nicht leiden. Er fand es schrecklich, wenn meine Eltern und ich samstags allein zum Flohmarkt und Markteinkauf in die Stadt fuhren – lieber lag er im Auto zwei Stunden neben dem verführerisch duftenden und für ihn bestimmten Pansen und wartete. Treu. Während ihm die Spucke am Bein runterlief vor lauter Appetit auf die stinkige Innerei, die er zu Hause in einem Happs verschlingen würde, kaum hätte er einen Fuß auf den Boden gesetzt. Aber er rührte sich nicht.

Zurück zu den Osterhasen: Im Prinzip waren wir selber schuld, dass es meinen sorgsam gehüteten Hasen an den Kragen ging. Morgens allein zu sein war für unseren Hund kein Problem, und einen Nachmittag verkraftete er auch. Zwei Tage am Stück ganz ohne Entertainment fand er doof und am dritten hatte er genug. Als ich nach Hause kam, waren die Osterhasen weg. Allesamt. Kein Krümelchen Schokolade weit und breit – und keine Stanniolfolie. „Mamaaaaaa, meine Ooooosterhaaaaasen“, brüllte ich, aber das half nun auch nichts mehr.

Unser Hund schlich voll schlechtem Gewissen (und vermutlich voller Bauchweh) zum Gassigehen. Und kackte viele, viele buntglitzernde Kugeln.

Da begriffen wir, dass wir ganz schön Glück gehabt hatten, denn Stanniol gehört absolut nicht in einen hündischen Magen-Darm-Trakt. Und Osterhasen gibt’s jedes Jahr wieder.

Ich hänge ausnahmsweise und aus aktuellem Anlass noch ein kleines PS an:

fill_730x380_10344429_838430032859409_5766254312697558063_oVor einer Woche musste der Welpe einer Freundin notoperiert werden, nachdem sich in seinem Magen eine undefinierbare Substanz verkeilt hatte. Mehrere tausend Euro kostet sowas und es hängt eine üble Geschichte dran… also, wenn ihr zufällig drei Pfennig für ihre Spendenaktion auf betterplace.org übrig habt, wäre das eine großartige Sache.

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6 Gedanken zu “Mama, meine Osterhasen! Oder Alles so schön bunt hier.

  1. 500woerterdiewoche schreibt:

    Der arme Hund XD Aber wenigstens hat er es unbeschadet überstanden. Ich hätte beim Verzehr von Stanniol schlimmeres befürchtet.

    Dass es dem Hund deiner Freundin so schlecht geht, tut mir leid 😦

    • rocknroulette schreibt:

      unserer damals war hart im nehmen, zum glück.
      der kleine charlie ist eben noch ein welpe und entsprechend anfälliger vermutlich… es geht aber langsam aufwärts und auch die spendenaktion hat erste erfolge gebracht. weiter geht’s!

  2. Sofasophia schreibt:

    Oh neinnn, der arme Freundin-Hund! Ich hoffe, es geht ihm wieder gut?

    Deiner wurde dann wohl zum Osterhund sozusagen. Zum Glück löst sich Stanniol im Magen offenbar nicht auf?!

    • rocknroulette schreibt:

      es wird langsam besser mit dem hundi… es ist noch ganz viel schonen und gute aufsicht angesagt, aber sie macht das hervorragend (mama eben).
      das stanniol hätte sich damals auch verkeilen können oder sonstwie unheil anrichten. das war wirklich großes glück!

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