Wie mein Genre mich fand.

Wie mein Roman mich fand, darüber habe ich bei Die Literatüre einen kleinen Text geschrieben – vollkommen übersehend, dass das Thema eigentlich „Wie Autoren ihr Genre finden“ heißen sollte. Beschwert hat sich sich keiner, aber ich fühle mich jetzt doch ein wenig bemüßigt, diese Information nachzureichen.

Dabei war Genre das Letzte, womit ich mich so beschäftigen wollte als alles anfing. Denn eigentlich sollten meine Geschichte ja jedem gefallen – oh ja. Für alle Altersstufen sollte es sein (gut, mal von Kindern und Teenagern auf der Kippe zum Kind abgesehen), aber ansonsten wollte ich für alle schreiben. Hohe Literatur natürlich, das war ja schon mal klar. Mit Figuren, die vor Sympathieeffekten nur so strotzen würden.

Eigentlich. Eigentlich hätte dem Buchhändler in mir auffallen sollen, dass sowas Schwachsinn ist und zum Scheitern verurteilt. Da es das nicht tat, habe ich mich ganz schön lange selber gequält. Mit meinen literarischen Ansprüchen, die teilweise in knüppeldick verquasten Formulierungen versackten und einer Hauptfigur, die ich zwanghaft nett halten wollte. Dass sie weder sehr klug, noch ausschließlich liebenswürdig sein konnte, habe ich lange nicht bemerken wollen.

Bis mir eine harsche Kritik von einem Herrn in den besten Jahren die Augen öffnete. Der eine oder andere kennt vielleicht die Geschichte, in der ich diesen herben Rundumschlag verarbeiten musste. Und dank der ich mich unter Schniefen und Zähneknirschen damit anfreundete, dass ich eigentlich nicht für alle geschrieben hatte. Auf jeden Fall nicht für alle Herren in den besten Jahren – wohlmöglich für die meisten Herren sowieso gar nicht, und zwar unabhängig vom Alter, sondern eher für die Damen – möglicherweise.

Haareraufend musste ich akzeptieren, dass mein „Druckstaueffekt“ vielleicht eher ein Frauenbuch ist – auch wenn Genderspezifizierung ansonsten nicht grad zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählt und es durchaus auch von männlicher Seite positives Feedback gab. Dennoch war die Erkenntnis von Beschränkung der eigenen Zielgruppe eine echte Erleichterung… und offenbar nicht nur für mich selbst.

Auch meine Hauptfigur war plötzlich reines „du darfst.“ Beim weiteren Umarbeiten flog nämlich nicht nur all der literarisch gequirlte Quark heraus, um meinem ureigentlichen und eher unspektakulären Sprachstil Raum zu schaffen – auch meine Hauptfigur durfte endlich aufhören mit dem Nettsein und sich eingestehen, dass es auch mit der Klugheit nicht all zu weit her war. Und damit war der Knoten geplatzt. Mein Genre hatte mich, und ich mein Genre:

Kein Liebesroman.

 

 

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5 Gedanken zu “Wie mein Genre mich fand.

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