Wenn am Sonntagmorgen die Glocken zum Gottesdienst läuteten, bin ich als Kind nicht etwa in die Kirche gegangen – oh nein. Es gab etwas viel Besseres: Ab acht, das ich als Uhrzeit noch nicht lesen konnte, aber am Glockengeläut erkannte, durfte ich zu meinen Eltern ins Bett.
Rambazamba machen. Rabatz und Budenzauber. Kurz: Senf an die Decke.
Während meine Mutter sich in ihrer Betthälfte so gut wie möglich in ihre Decke kuschelte, um noch ein, zwei, zehn kostbare Minuten Schlaf zusammenzukratzen, war mein Vater ein gutgelaunter Morgenentertainer und unser Lieblingsbettspiel war: Rollmops machen.
Das Rezept ist ganz einfach. Man nehme ein kicherndes Sabinchen und wickele es ausgestreckt ganz fest der Länge nach in eine Bettdecke. Dann steige man aus dem Bett und fasse den Rand der aufgerollten Bettdecke. Mit einem energischen Rucke reiße man dann die Decke nach oben und lasse das kichernde Sabinchen mit ordentlich Schwung in die Breitseite der gerade wieder sanft entschlummerten Mama donnern. Wohl bekomm’s!
Ich hab’s geliebt und ich erinnere mich bis heute gut an das Roll-roll-rums!-Gefühl.
Außerdem hat mir mein Vater stapelweise Comics vorgelesen, was für meine Mutter wohl angenehmer gewesen sein muss. „Lucky Luke“ zum Beispiel und „Lucien“. Und dank der „Fabulous Freak Brothers“ war ich schon im zarten Alter über Hippies, Hanfanbau und freie Liebe informiert. Während andere Kinder Superman und Batman kannten, hieß der Held meiner Kindertage „Wunder-Warzenschwein“ und war nicht ganz klar im Kopf.
Apropos nicht ganz klar: „Asterix und Obelix“ gehörten nach „Lucky Luke“ zu meinen Comic-Favoriten. Ich glaube, ich kann alle Goscinny/Udèrzo-Gemeinschaftswerke noch bis heute beinahe auswendig und so als 3-5jährige habe ich gern und ausführlich daraus zitiert. Zum Beispiel sagte ich zu einem Freund meiner Eltern: „Deine nächste Orgie wirst du im Circus von Rom feiern!“
Wobei der Circus – ganz klar! – ein Zirkus für mich war: Mit Clowns und Jongleuren und Luftballon-Konfetti, ich mochte den Freund nämlich. Und Orgie? Na ja, vermutlich habe ich mir darunter ganz richtig jede Menge Spaß vorgestellt – Rollmops, Comics und später zu The Dubliners vom Plattenteller durch den Flur hopsen. Was man halt so macht, wenn man so richtig über die Stränge schlägt, Sonntagmorgens ab acht.
hahah..wie süss..deine Texte sind immer so wundervoll geschrieben, als würde man dabei gewesen sein :)..weiter so und ganz viel erfolg
danke dir ❤ so liebe worte bedeuten mir sehr viel!!
Ihr Rollmops war mein Igel. In eine Braundecke gehüllt vor den Erwachsenenfüßen rumwuseln, bis Mama Löwenherz endlich Entrüstung spielend, mich durchs Wohnzimmer kugelte, derigelsollrollenrufend. Habe ich Jahr und Tag nicht mehr dran gedacht. Prima, diese Rollmopsgeschichte, danke dafür. Lachende Grüße, Ihre Käthe.
jetzt muss ich auch lachen 😀 der igel ist eine schöne vorstellung! sehr gern, also, beiderseits.
… jetzt brizzelt mir außerdem der Pfau im Hirnkasterl rum.. ich glaube, das fordert eigene Bewortrey. Herzdank, ich kringele mich hier vor Vergnügen.
den wünsche ich dann bitte rechtbald zu lesen!
Ich gelobe Bemühung um schnellstklickediklack.
ich bin sehr gespannt.
Uik, fast fertig. Muß jetzt außentagwerken, in zwo Stunden geht’s weiter…
Welch schöne Erinnerung. Diese Unbeschwertheit in der Kindheit (aus Sicht Deiner Mutter war so ein Rollmops wahrscheinlich ziemlich schwer)
der rollmops war ja noch recht klein, aber so ab vier, fünf wurde er vermutlich etwas belastend 😀
Es sind diese kleinen Erinnerungen. Ich erinnere mich, dass meine Mutter mich immer auf eine Schleuder gesetzt hat, als diese Funktion noch nicht in der Waschmaschine integriert war. Ich sass darauf, wurde durchgeschüttelt und konnte meiner Mutter bei der Arbeit zuschauen.
oh! das hatte meine mutter auch! so ein kleines ding… aber draufsitzen war extrem verboten. leider.
Hach, danke für diese Entführung. Ich bin gerade um so einiges jünger geworden, als ich den Text las. Was für eine schöne Erinnerung. Vielen Dank dafür.
sehr gern, und vielen dank für deine lieben worte!
Asterix und Obelix fand ich schon als Kind eher uninteressant. Lucky Luke hingegen, der am Ende eines jeden Bandes mit Jolly Jumper in den Sonnenuntergang ritt … der war „wow“. Zum Glück stimmen deine Prioritäten…;-)
ich hatte schon immer ein faible für texte, in denen gegessen wird. frag mich nicht, warum – aber das wildschwein war bei asterix & obelix der hit.
ich wollte immer eins essen, und war von der trockenen realität dann extrem enttäuscht 😀 lucky luke’s pfannenbohnen haben der realität allerdings standgehalten (und terence hill auch, seufz).
Ach ja, je älter ich werde, umso so mehr mag ich solche Erinnerungen. Asterix und Obelix gabs bei uns auch, weil der Vater es so gern las 😉 was ich ganz schrecklich fand, war Micky Mouse. Ich habe immer nur die Donald Duck Teile „gelesen“.
ja, micky mouse hat mich auch immer mehr genervt als amüsiert! gerade von den neueren heften habe ich auch immer nur donald-geschichten gelesen.
die maus war ein zu großer besserwisser.
LuckyLuke, Asterix & Obelix, klaro, aber gut dabei in einem spannenden Kopf an Kopf-Rennen immer auch Clever & Smart. Hat mich bestens unterhalten und animiert: mich ebenso flink wie Clever in alles Mögliche verwandeln zu können: Zimmerpflanze, Teppich, Regenschirm…….ich schlug dann aber doch mit Verlassen der Pubertät eine andere Karriere ein. War wohl ohne Talent.
oder mit anderen talenten gesegnet 😛
clever & smart kamen in vaters comicsammlung allerdings nicht vor, muss ich gestehen.