Circus Rhapsody im Interview.

Die Berliner Horrorpunks und ihr aktuelles Album „Pacific Playland“ habe ich schon in meiner Begleitmusik Januar vorgestellt. Zum Interview trafen wir uns dann in einer Raucherkneipe in Neukölln. Die Antwort auf meine erste Frage war: „Das ist komplett der Scheißstandard, bei allem Respekt…“ Es brauchte schließlich zwei Stunden, ein halbes Fass Bier und etliche Korn, um aus Michi und Erik von Circus Rhapsody das herauszulocken, was sie sich von diesem Interview gewünscht haben: eine Charakterstudie des freundlichen Chaos‘.

(c) Circus Rhapsody

(c) Circus Rhapsody

Wie habt ihr die Band gegründet, wie kam die Idee bei euch auf?
Michi: Echt jetzt? Gleich als Erstes? Wenn wir das gleich sagen würden, wär das Interview viel zu schnell vorbei, das macht ja gar keinen Spaß.

Dann anders: Ihr klingt als kämt ihr aus dem Norden, oder irre ich mich?
Michi: Also, ich ja. Erik nur halb. Das heißt, ich komm aus Flensburg, dem früheren Dänemark, und Erik kommt aus Hannover, der charakterlosesten Stadt Deutschlands. Oh, kommen die ganzen fiesen Sachen eigentlich auch rein, oder muss ich da aufpassen?

Die fiesen Sachen bleiben drin, verlass dich drauf.
Habt ihr euch in Berlin kennengelernt oder kanntet ihr euch vorher schon?

Erik: Wir wurden hier zusammengecastet, von Mahaze.
Michi: Ist doch langweilig, das so zu erzählen. Pass auf und schreib meine Gestik mit: Ich weiß, dass die Medien das nicht so gern ansprechen, aber Gesellschaft – Politik – Kritik (lacht). Zombieapokalypsen werden seit Jahrhunderten in der Regel vertuscht. Mahaze hat diese Pandemie jedoch beendet, indem er das Heilmittel gefunden hat und uns zwei quasi als Versuchskaninchen benutzt und danach in seine Reihen aufgenommen.

Ihr wart also Zombies.
Michi: (sehr ernst) Ja, tatsächlich waren wir zwei der ersten Opfer.

Erik: Mahaze ist noch einer der wenigen lebenden Zeitzeugen. Wann genau er geboren ist, weiß man nicht, damals gab es das mit dem Kalender und so alles noch nicht.
Michi: (lacht). Während des Heilungsprozesses ist uns beiden natürlich das meiste an Gehirn und Vernunft verschüttgegangen, deswegen kommen wir auch immer zu spät. Aber wenn du jetzt auch noch eine gesellschaftsangepasste Antwort haben möchtest…
Erik: Tatsächlich haben wir uns völlig unromantisch übers Internet kennengelernt. Es war Liebe auf den zweiten Blick. Am 01.01.2014 sind es drei Jahre. Ich bin als Letzter dazugestoßen und bin das jüngste Bandmitglied.
Michi: Das glauben die Leute wenigstens.

War das eure erste Band oder hattet ihr schon Erfahrung?
Erik: Nee, Quatsch, natürlich hatten wir schon Erfahrung! Wir haben immer schon Musik gemacht. Früher hab ich getanzt – also so HipHop und Deutschland Cup und so’n Scheiß. Und Rock’n’Roll. Und irgendwann so mit 12, also die Zeit, wo ich Pickel bekommen hab und mein Penis gewachsen ist und ich angefangen habe, mich für Mädchen zu interessieren, da wollte ich meinen Eltern auf die Nerven gehen. Also habe ich mir das einzige Instrument von meinem Taschengeld gekauft, was ich nicht spielen durfte. Das war ein Schlagzeug (lacht). Da haben sie mich zwar dann schon unterstützt, aber es wäre ihnen lieber gewesen, wenn ich Klavier gelernt hätte, oder Gitarre. Ich habe allerdings relativ schnell festgestellt, dass das alleine überhaupt nicht schockt. Ich hab das also bald wieder einschlafen lassen, bis ich irgendwann aufwachte und dachte: Eigentlich wolltest du das schon. Und dann habe ich angefangen, mir Bands zu suchen.

Michi: Erik hat vorher in einer Metalcore-Band in Hannover gespielt, Clad In Shadows. Die haben ein ganz bekanntes Cover von Destiny’s Child gemacht. (singt) I’m a survivor… und so. Mahaze hatte ‘ne Ärzte-Coverband und hat regelmäßig u.a. das Maschinenhaus bespaßt und ich war Straßenmusiker. Hab davon gelebt, mal eine Zeitlang.

Bist du dann mit der Gitarre rumgezogen oder als One-Man-Big-Band mit Pauke auf dem Rücken und Schellenrassel am Fuß?
Michi: Nee, ich kann nur Gitarre spielen und echt laut singen. Aber dafür zweistimmig. Die Stimme in meinem Kopf redet immer dazwischen (lacht). Erik, erzähl doch mal von Clad In Shadows.
Erik: Clad In Shadows war meine erste Band mit Metalcore damals. Die damit berühmt geworden ist, dass wir irgendwann ein Cover von „Survivor“ gespielt haben. Das ist heute noch zu finden bei youtube, mit 80 Mrd. Klicks – das war großartig. Wir waren zwar noch Kinder, aber es hat Spaß gemacht, eine Metalcore-Band zu sein, die einfach mal gar nicht böse ist. Ich kann mir auch nicht vorstellen, mal keine Musik mehr zu machen. Ich habe so meinen Ausgleich gefunden und ich wüsste nicht, wie das ohne gehen sollte. Ohne Konzerte spielen und so. Also, ich liebe den Moment, wenn man in einer eingespielten Truppe Musik macht und einer verzockt sich und man ist aber so eingespielt, dass man denjenigen wieder einfangen kann. Und alle drei, oder je nachdem wie viele Leute in der Band sind, grinsen sich an und kein anderer hat’s gemerkt. Das ist ein unglaublicher cooler Moment.

Ihr studiert ja noch. Was hat euer Studium neben der Musik für einen Stellenwert?
Erik: Ich hab anfangs überlegt, Musik zu studieren. Abgesehen davon, ob das überhaupt möglich gewesen wäre, weil ich tendenziell nämlich überhaupt keine Noten lesen kann. Und nicht wirklich Bock habe, irgendwas zu üben, sondern einfach nur darauf stehe, mit der Band zu spielen. Trotzdem habe ich mich bewusst dagegen entschieden, weil ich das einfach als nur als Hobby machen will. Und es vor niemandem – und vor allem nicht vor meinem Geldbeutel – rechtfertigen will.
Michi: Mein Studium ist Plan B. Ich bin Erzieher und ich werd jetzt Lehrer. Ich arbeite gern mit Kindern zusammen. Du hast übrigens die Frage ernsthaft beantwortet, was soll denn das?
Erik: Das ist mein innerer Spielverderbertrieb. Aber ernsthaft ist immer noch gelogen.
Michi: Nee, das war schon die tiefe Stimmlage.

Habt ihr neue Pläne, derzeit?
Michi: Wir nehmen gerade unser zweites Album auf. Ich habe gestern das erste Mal „Die neun Pforten“ von Roman Polanski mit Johnny Depp geguckt und ich habe das Gefühl, dass ich den Film in einem anderen Leben schon mal gesehen haben muss. Weil das ganze Konzept des Albums – auf jeden Fall das vom Cover und so – komplett auf diesem Film beruht. Fantastischer Film auf jeden Fall, kann ich nur empfehlen.

(c) Circus Rhapsody.

(c) Circus Rhapsody.

Also, was ist das Konzept?
Michi: Das erzählen wir weiter noch nicht. Nur so viel: Der Film war gut und das Album wird auch gut.
Erik: Wir haben auf jeden Fall ein paar Überraschungen eingebaut.
Michi: Wir es zum Beispiel geschafft, unsere Zuckerwattemaschine aufzunehmen. Sie wird richtig gespielt bei einem Song. Was ich geil finde ist, das Geräusch der Maschine zu tunen und eine richtige Melodie draus zu machen (röhrt).

Wart ihr mit eurem ersten Album eigentlich zufrieden oder gibt es Sachen, die ihr jetzt besser machen wollt?
Erik: Nö, alles richtig gemacht.
Michi: Wir waren alle schon mal im Studio, aber es war für uns das erste richtige Album. Vor allem, was die Länge angeht – das war ja über eine halbe Stunde, also über zwei Minuten pro Song. Das kenne ich sonst so gar nicht.
Erik: Es war erste Mal, dass da ein Label draufsteht und das Ganze richtig gepresst wurde. Ansonsten, hatten wir schon ein bisschen Studioerfahrung… auf Klick, also auf Metronom spielen war schon mal bekannt. Aber ich steh überhaupt nicht auf Klick spielen, was vielleicht daran liegt, das sich das Tempo überhaupt nicht halten kann, was wiederum daran liegt, dass ich mich auf Konzerten sehr, sehr gehenlasse. Das ist mir nicht möglich, wenn mir jemand das Tempo vorgibt. Man soll doch hören, wie ich es gerade fühle – und nicht, wie ich es gelernt habe. Manchmal denkt man zwar schon, das man noch mal was üben sollte, aber ich weiß in der Theorie, wie die Technik geht, und manchmal spiel ich auch mit Technik, aber…
Michi: Er untertreibt. Er ist gnadenlos fit und metronomfest. Obwohl er jedes Mal sagt: Ich glaub ich war ein bisschen laid-back diesmal… Und vor allem ist er saukreativ. Der spielt sich runter, damit nachher alle sagen: Wenn der sich schon schlecht findet, wie schlecht bin ich denn dann? Das ist Psychologie. Eigentlich gar nicht mal so sympathisch.

Erik: Trotzdem wär es manchmal gut zu üben. Aber das kann ich nicht. Ich brauch Mitmusiker, damit ich Freude daran finde.
Michi: Ich singe ja einfach dauernd. Ich reiß mich grad zusammen wie blöde, damit ich nicht die ganze Zeit vor mich hinsinge. Ich singe einfach immer und das sehr laut. Und Bassspielen tue ich auch manchmal. In meiner Freizeit. Aber vor allem singe ich echt viel, und auch schon echt lange – 12 Jahre schon fast. Jetzt werde ich mal ernst: Es geht dabei nämlich nicht darum, dass man immer Gesangsunterricht braucht oder so, sondern dass man irgendwann anfängt auf die Zeichen seiner Stimme zu hören. Man muss einfach merken, was einem die Stimme sagt. Deswegen weiß ich, wie weit ich meine Stimme ausreizen kann. Das ist wie beim Sport.
Erik: Michi als Sänger hat echt ein megalautes Organ. In kleineren Clubs bräuchte er das Mikro nicht. Das macht Spaß und ist öfter mal von Vorteil.

Beim Videodreh.

Beim Videodreh.

Michi: Klassiker: „Mein Monitor piepst!“ Antwort: „Das Mikro ist nicht mal an, das Snare-Mikro nimmt deinen Gesang mit ab.“ Andere Bands haben das Problem ja anders rum – da nimmt das Gesangsmikro die Snare mit (lacht). Und Mahaze… ich glaube, der ist der Mitbauer der ersten Gitarre gewesen.
Erik: Er hat sie aus einem Stein gemeißelt und mit Holz bespannt. Aber das Schwierigste daran war nicht, die Gitarre zu bauen, sondern den Meißel zu erfinden!
Michi: (lacht) Ja, er ist schon gut. Er wird nicht umsonst der Kapitän genannt.

Was würdet ihr euch für die Zukunft wünschen bzw. was macht euch besonders Spaß?
Erik: Schwimmbadkonzerte wie im Mona Mare sollte es viel mehr geben. Da ist das ganze Publikum im Wasser und die Band spielt draußen. Die Luftfeuchtigkeit ist dabei ganz ordentlich, man schwitzt ganz schön, aber hinterher kann man ins Wasser.
Michi: Ja, und Pogo ist ganz langsam und ohne Verletzungen, und bei einer Wall of Death gehen alle raus aus dem Wasser und springen bei 3 alle wieder rein. Das hat was. Und am Ende hatten wir es zum ersten Mal, dass wirklich jeder eine Zuckerwatte genommen hat.
Erik: Klar, nach einem Tag im Schwimmbad sind ja auch alle ausgehungert.
Michi: Am Ende kam dann noch die Putzfrau – so eine richtige rheinische Kein-Bock-auf-mein-Leben-Fresse… oh, das klingt geschrieben sicher fies… also, sie hatte keinen guten Tag gehabt und so und wir haben ihr ‘ne Zuckerwatte angeboten. Sie meinte: Wat koss‘ dat denn? Und wir meinten, die ist umsonst und da hat sie richtig gestrahlt und meinte, das hätte sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gehabt. Sie wollte sogar noch eine zweite und für dieses Lächeln allein hätte sich die Zuckerwattemaschine schon echt gelohnt.

Und sie hat einen hohen Wiedererkennungswert. Ich habe euch ja als Vorband von der Psychobilly-Band Nekromantix gesehen und die Zuckerwatte ist mir in Erinnerung geblieben.
Michi: Genau, im K17. Wir werden ja manchmal als Teil der Szene betrachtet.
Erik: Wir sind eine Rock’n’Roll-Band?!
Michi: Ja, das sagen nicht wir, aber da sagen andere. Wir sind eine Punkband und haben einen Gitarristen, der Zerrer einfach doof findet, weil das einfach sein Gitarrenspiel verfälscht. Deswegen spielt er clean und werden wir gern mal als Rockabilly bezeichnet.
Erik: Wenn es diese Szene-Richtung irgendwann geben sollte, sind wir tendenziell einfach die, die auf alle Arten handgemachter Musik stehen.
Michi: Oder wir sollten eine neue Cross-Over-Richtung aufmachen: Wir mischen ja ohnehin Humpa und Metal und Rockabilly und Punk und Swing-Pop mit Walzerelementen und mit ohne Können auf die Gitarren raufdreschen. Aber es ist Berlin generell ein Problem, dass Szenen sich nicht mischen. Bei uns auf dem Dorf gab es einen Metaller, einen Punker und einen Alternative-HipHopper. Und die sagten: „Okay… wir hören jetzt nicht dieselbe Musik, aber wir sind alle gleich weit weg von den Elektro-Poppern, die Techno hören. Also sind wir jetzt ein Freundeskreis und hören auch die Musik des anderen.“ In Berlin musst du das nicht, deswegen machst du’s auch nicht. Deswegen bleiben die Rockabillys unter sich, die Punker finden alle kacke, die keinen bunten Iro und so eine hammerteure Lederjacke tragen, und so weiter. In Großstädten ist das generell so. Und wir hoffen, dass wir freundschaftlich alle zusammenführen können – so wie Agnostic Front bei Eastcoast/Westcoast. Das ist unser Ziel. Ein Ziel. Deswegen haben wir auch noch einen Hip-Hop-Track vor. Erik rappt.
Erik: Oder wir holen uns doch noch’n Gastmusiker.

Wie habt ihr den Gig im K17 empfunden? Viele Psychos haben ja gemeckert, weil ihr eben keinen Psychobilly spielt.
Michi: Ich dachte auch erst, dass wir wirklich schlecht angekommen wären. Weil die Leute viel Abstand zur Bühne gehalten haben, nur so halb geklatscht und eben nicht getanzt haben. Aber als dann dieser volle Saal von wirklich 400 Leuten bei der Hauptband auch so gemacht hat, dachte ich – ok. Bei Psychobilly ist Tanzen wohl einfach nicht so.

Doch, die tanzen schon. Wrecking heißt das, sowas wie härteren Pogo.
Michi: Was? Violent Dance meinst du? Das kenn ich vom Hardcore.
Erik: Nee, Violent Dance ist mit ausgestreckten Armen und Wrecking ist so (hebt die angewinkelten Arme auf Schulterhöhe), das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, wie Tango und Salsa. Aber bei Nekromantix stand der ganze Saal und hat – wenn’s hochkommt! – genickt.
Michi: Im Endeffekt hatten wir auch viel positives Feedback, der Gig hat uns viel Spaß gemacht und auch viel gebracht. Deswegen spielen wir dieses Jahr auch in Polen: Es kam eine an und sagte, sie fände uns total geil und wolle uns für Poznan buchen. Sie habe da einen Club und wir sollten kommen. Also ab über die polnische Grenze – zum ersten Mal!

Wo wart ihr sonst noch?
Michi: Erik und ich haben beim Trampen schon mal in einem spanischen Club gespielt, in Bolzano. Das war witzig. Wir waren am Strand, Nacktbaden, wie wir das immer machen.
Erik: Mit Flutlicht und der Strand war echt seicht (lacht).
Michi: Wenn man nicht gegen das Licht guckt, denkt man nicht, dass man gesehen wird. Auf jeden Fall haben wir beim Trinken am Strand eine andere Band kennengelernt, die meinten: Wir spielen gleich ‘nen Gig, wollt ihr mitmachen? Wollt ihr unsere Vorband sein?
Erik: Ansonsten haben wir letztes Jahr für drei oder vier Konzert zur Fete de la Musique in Paris gespielt, das war fett.

Wie kommt man da dran?
Michi: Wir telefonieren da hinterher. Und wir sind immer lieb zu allen Leuten und fallen ihnen richtig auf die Nerven.
Erik: Meine Theorie ist: „Okay, wenn du jetzt aufhörst zu reden, dann darfst du hier spielen.“

So ähnlich, wie man einem Straßenmusiker 5 Euro gibt, damit er endlich weitergeht?
Erik: Also, das Coolste, was mir mal passiert ist, als ich Straßenmusik gemacht habe, war so: Ein Typ und zwei Mädels haben uns bestimmt eine Dreiviertelstunde lang zugehört, dann sind die Mädels irgendwann auf Toilette. Der Typ wollte wohl vor denen nicht so mit Geld protzen oder sowas, und hat einen 20-Euro-Schein, zwei Bier und zwei Kippen in den Hut gelegt und meinte: „Ich hab schon mehr Geld für schlechtere Konzerte ausgegeben“ und hat sich wieder hingesetzt und auf die Mädels gewartet. Das war megacool!
Michi: Das habe ich auch schon mal gehört…
Erik: Ja, weil ich es dir schon mal erzählt habe (lacht). Das war damals noch mit Max.

Michi, du bist auch noch solo unterwegs. Sortierst du vor, was du für welches Projekt nimmst?
Michi: Nein, ich präsentierte alles. Was abgelehnt wird, aber ich nicht wegschmeißen möchte, das nehme ich trotzdem auf. Ich hab noch ein paar Songs geschrieben, die zu langsam sind für die Band, und mit denen bin ich dann so unterwegs.

Wie bist du zur Musik gekommen?
Michi: Ich war in einer Band bei uns auf dem Dorf, da war ich Schlagzeuger. Und dann wollte keiner singen, dann war ich Sänger. Dann habe ich einen Schlagzeuger gefunden, der besser war als ich und dann hab ich gesungen. Und dann habe ich neue Band gesucht und gesagt: Das letzte Instrument, was noch fehlt, das spiele ich selber. Ich wollte eine Drei-Mann-Band, und hab erst einen Schlagzeuger gefunden, dann einen Gitarristen und dann musste ich Bass spielen. Ende.

Wenn du so viel Output hast, warum habt ihr dann fast drei Jahre gebraucht, bis euer erstes Album rausgekommen ist?
Erik: Na ja, am Anfang findet man sich als Band ja auch erst mal und spielt Konzerte. Und dass auf diesem Album nur 13 Songs drauf sind, heißt ja nicht, dass wir nur 13 Songs zustande gebracht haben in der Zwischenzeit. Das heißt eher, dass der Circus in dieser Zeit 30-40 Songs gemacht hat und Michi darüber hinaus noch irgendwelche Geschichten schreibt. Da kommt schon eine ganze Menge zusammen. Das Problem – oder was heißt Problem? Die Sache ist, dass wir uns inzwischen als Band zum Feiern und Tanzen definieren, und das wir im Proberaum durchaus auch Songs schreiben, die eine gewisse Ernsthaftigkeit mit sich bringen. Wo wir dann manchmal auch dastehen und einen wirklich guten Song fertighaben – nur ist es eben kein Circus-Song. Und dann kommt der an die Pinnwand.
Michi: Da kommt dann demnächst noch eine Scheibe raus mit lauter B-Seiten. 50 Songs, die wir richtig geil fanden, aber die in der Versenkung verschwunden sind. Außerdem kam unsere erste EP mit den ersten Versionen von „Black Harlekin“, „Zombies Ate My Neighbours“ und „Dead’n’Breakfast“ schon nach vier Monaten raus. Wir haben da also schon von Anfang an was gemacht. Aber das erste Mal, dass wir einen Longplayer geplant hatten, mit Konzept für das Cover und die Kontakte, dass es was bringt… wenn man ein Label hat, das seinen Code draufpackt, und man eine Tour hintendran hängen kann – das war eben erst jetzt.
Erik: Und vielleicht hätte das Ganze auch ein bisschen schneller gehen können, wenn wir echt reich wären.
Michi: Ja, wenn wir reich wären… über Crowdfunding und sowas haben wir tatsächlich erst danach nachgedacht. Aber da wir eigentlich ganz zufrieden sind mit der Do-it-yourself-Geschichte, machen wir das dieses Mal auch so, dass wir uns irgendwo einsperren und es durchziehen. Das hat dann auch diesen Charme, den man selbst in guten Studios nicht kriegt.

Circus-Rhapsody-Pacific-PlaylandWo habt ihr „Pacific Playland“ denn aufgenommen?
Michi: (lacht) In vier Sessions. Bei Weiße Rose, im Retox Studio…
Erik: Und ganz viel im Wohnzimmer von irgendwem. Möglichst viel Equipment zusammengesucht, erspart, erschnorrt und geliehen und dann… gib ihm.
Michi: Ja. Unser Gitarrist kann sowas. Er ist so ein Ich-hab-das-studiert-Tonmensch. Er hatte ja diverse Jahrhunderte Zeit, sich mehrere Professionen anzueignen (lacht).
Erik: Nächste Frage.
Michi: Also, ich finde Fragenkataloge ja immer hammerlangweilig. Ich lese total gern das Virus-Magazin, aber die halten sich immer von vorn bis hinten an ihren Fragenkatalog. Hammerlangweilig. Wenn eine Band einen youtube-Kanal aufmacht, dann will ich ein gutes Video, ein Live-Video, ein Akustik-Video und ein Interview von denen da sehen. Das Musikvideo, um zu sehen, was das überhaupt für Musik ist und was die für Ideen haben. Das Live-Video, um zu sehen, ob die überhaupt gut sind. Ein Akustik-Video, um zu sehen, ob die mit der Musik spielen können, und ein Interview für den Charakter. Und wenn das alles gut ist, dann hast du eine wirklich gute Bands. Viele Bands kriegen davon nicht alles hin. Die im Interview nur sagen: „Ich mach alles und wenn die das nicht machen, dann schmeiß ich die raus“. Und die im Akustikvideo nur jaulen, weil der Tuner noch nicht aus ist und sie nicht schreien können, weil sie nicht auf der Bühne sind. Das ist doch alles Scheiß. Also, ich find’s schade, wenn ein Interview nur informativ sein soll. Ich mag richtige Geschichten.
Erik: Bis jetzt hat es auf jeden Fall noch keiner geschafft, uns die reine Wahrheit zu entlocken.

Ebenda: q.e.d. – ich wäre dann am Ende.
Erik: Bei der Art und Weise, wie wir auf der Bühne stehen, dürfte auch klar sein, dass so etwas wie ein professionelles Interview bei uns fehl am Platz ist. Wir albern lieber rum. Aber wenn etwas bei uns professionell ist, dann sind das unsere Platten… ach so, kannst du uns den Gefallen tun und hinter jede gesprochene Zeile „sagte er“ einfügen?
Michi : Au ja, das wäre toll! Sagte er.
Nein. Sagte sie.

Jungs, auch wenn ihr mich komplett gekillt habt und ich in Schlangenlinien nach Hause gefahren bin: Danke für den amüsanten Abend und eine Jahresration Alkohol. In Liebe, eure Mandarine.

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