Vom SED-Verbot bis zum Bühnenjubiläum in der Mehrzweckhalle: Die Sputniks haben eine lange Reise hinter sich… und demnächst wird es mehr dazu zu lesen geben.
So gut wie keine Werbung und eine Mehrzweckhalle am Arsch der Welt: Beim Jubiläumsgig der Surflegende aus Ostberlin bleibt etwa die Hälfte der 400 Stühle leer. Auf den Übrigen hat die Treptower Twistkeller-Generation Platz genommen. Das Konzert ist auch eher eine Soiree: Henry „Cott’n“ Kotowski resümiert in kleinen Zwischen-Interviews über den Werdegang von den Telestars zu einer der erfolgreichsten DDR-Beatbands. Dazu kommen zahlreiche Gäste auf die Bühne: Vom ersten Gitarristen und Gerätetüftler Gerd Hertel bis zum Modern-Soul-Band-Kollegen Hugo Laartz. Auch Cott’ns Tochter Simone ist dabei und singt zwei soulige Duette mit ihrem Vater.
Und sonst? Richtig guter Surf von A-Z: Viel eigene Filmmusik, Klassiker von Pulp Fiction bis James Bond, etliche moderne Cover – etwa Shakira oder QOTSA –, natürlich Eigenkompositionen wie der „Zicken Rock“ und am Ende der Surf-Knaller schlechthin: „Micha, fang an! Ja, muss sein, Junge!“, ruft Cott’n, und der Leadgitarrist lässt „Misirlou“ losfetzen. Das „Ha! Ha! Haa!“ kommt von Schmidti – der ist an den Drums mit Hingabe in seinem Element: Immerhin ist er mit den Sputnik-LPs aus Papas Plattenschrank aufgewachsen.
Standing Ovations bekommen sie leider nicht – aber der Zugabe-Forderung kommen die Sputniks mit einem Metal-Medley gern nach. Zum Abschied gibt es ein altersgemäßes „Bleiben Sie gesund!“ Das kann man auch den Sputniks nur wünschen: Im Januar erscheint zunächst das neue Album, aber bei so viel Spielfreude wäre ein 60jähriges Jubiläum wünschenswert. Dann aber bitte nicht in Marzahn.