Der elektrisierende Geruch der Burn-outs. Das Lärm startender Motoren und der Duft von Benzin. Wenn man unter den Besuchern des 16. Race61 eine Umfrage für den Grund ihres Besuchs starten würde, dürften das die drei häufigsten Antworten sein: Bereits am Freitag rollen Hot Rods und Motorräder auf das Gelände. Am Abend steht u.a. der bärtige Bob Wayne auf der Bühne – und ihn will die feierwütige Meute am Ende gar nicht mehr gehen lassen. Bis 6 Uhr früh hocken die zum Teil weit angereisten Gäste im Hangar.
Den Samstag überschattet ein tragisches Ereignis: Während eines waghalsigen Flugmanövers kommt auf der Rennstrecke ein Segelflieger zu Tode. Augenzeugen berichten, dass der Pilot bei einem Steilflug bedrohlich nah an das Renngelände herankam und dann viel zu flach zu einem Kopfüber-Flug ansetzte. Dabei berührte eine der Tragflächen den Boden, so dass das Flugzeug trudelnd abstürzte und schließlich nahe der geplanten Rennstrecke in Flammen aufging.
„Ich bin eigentlich wütend“, sagt ein Standbetreiber, „der hat ja nicht nur sich, sondern auch andere in Gefahr gebracht, weil er quasi über das Gelände geflogen ist.“
Ob das waghalsige Flugmanöver überhaupt genehmigt war und warum der Pilot die Kontrolle über seine Maschine verlor, darüber kursieren auf dem Race61 an diesem Tag nur unbestätigte Gerüchte. Tatsache ist, dass der Flug nicht zum Rahmenprogramm gehörte und die Samstagsrennen wegen des Unglücks abgesagt werden. Nicht nur das Wetter, sondern auch die Stimmung am Samstag ist dementsprechend düster. Bei den Besuchern und auch bei den Startergirls, deren Garderobenwagen nur um Zentimeter von dem abstürzenden Segelflieger verfehlt wurde, bevor die Maschine kurz dahinter aufschlug.
Statt auf der Strecke die Fahrer anzufeuern und bei Rundfahrten das Publikum anzuheizen, ist nun keiner von ihnen nach Jubeln. Dass der geplante Contest zum Startergirl 2013 ausfällt, ist für alle selbstverständlich. Dabei sind die Girls nicht nur sexy Beiwerk, sondern für den Ablauf des Rennens unverzichtbar, wie Chef-Starterlady Sammy vom Roadrunner’s Paradise (Berlin) klarstellt: Was so lockerleicht aussieht, ist in Wirklichkeit knallharte Konzentration, denn am Start übernehmen die Mädels im Akkord die wichtige Aufgabe der Einweisung und des exakten Startzeichens.
Am Samstagabend stehen wie geplant Konzerte auf dem Programm, auch der Boulevard füllt sich mit fortschreitender Stunde noch einmal richtig – alle scheinen sich vom ersten Schock und dem Wolkenbruch erholt zu haben.
Und am Sonntag bekommen Frollein Lotti, Kitty, Mary-Jenn, Miss Hawaiian Sun, Ronja, Sally-Ann, Seniora Samia und Sophie endlich ihre Chance: An diesem Tag gehen ausnahmsweise alle Fahrzeugkategorien bis 1976 an den Start. Allerdings nur für knappe zweieinhalb Stunden, denn viele Fahrer sind bereits abgereist. Trotzdem: Heute geben die Girls alles und haben am Ende bei ihrer Triumphfahrt in einem knallgeben Chevrolet Impala Low Rider doch noch guten Grund zum Jubeln.
Und vielleicht sind sie ja auch im nächsten Jahr dabei, wenn es wieder einmal heißt „Gentlemen, start your engines“.
Übrigens: Mehr zum Thema, viele schöne Fotos von karoshiphoto und vor allem alles über die Starter-Girls findet sich in diesem Beitrag.