Langhorne Slim & The Law – The Way We Move.

(VÖ 08.03.2013) Der Schrammelrhythmus und die spartanische Musikbegleitung hat ein bisschen was von Bob Dylan, das Banjo zwingt zu Mumford & Sons-Vergleichen. Beides ist schmeichelhaft – zu Recht und zu Unrecht, denn Langhorne Slim und seine Jungs machen was ganz Eigenes.

Langhorne Slim & The Law - The Way We Move

Langhorne Slim & The Law – The Way We Move

Eigentlich ist es schlimm, dass einem bei jeder Band mit Banjo immer Mumford & Sons als Vergleich einfallen. Vor allem, wenn die Band so viel mehr Rock’n’Roll als Folk ist wie Langhorne Slim & The Law. Ist es genauso übel, wenn einem bei einer Kratzrau-Stimme mit dezent arrangierter Begleitung immer gleich Bob Dylan in Folkrockzeiten einfällt? Eigentlich nicht. Nein. Das ist schon wieder ein Kompliment.

Fassen wir zusammen: Langhorne Slim und seine Gang machen nicht nur Folk. Sie sind mit Banjo und Kontrabass unterwegs, ihr Drumbeat klackt hart und punktgenau wie ein Uhrwerk, ihre Songs klingen nach Wandern auf staubigen Straßen – aber einen gewissen Sinn für Pop-Melodien haben sie auch. Und bekannt kommt einem das Ganze auch noch vor – jawohl, „The Way We Move“ ist nämlich der Hintergrundsong für die neue Windows-8-Werbung und den Film „Admission“.


Zum Titelsong gehört auf jeden Fall eine Menge Mithopsen – und das gilt eigentlich für alle Tracks der schnelleren Art. Je mehr David Moore mit seinem Banjo dazukommt, desto melancholischer klingen die Melodien. Das gilt für „Bad Luck“ und „Salvation“, aber auch für „Fire“, bei dem die Stimmung durch schwermütige Bläserakzente noch verstärkt wird.

Bei „On The Attack“ verstärkt sich die Assoziation in Richtung Mumford & Sons kurz – bei wiederholtem Hören schwindet dieser Eindruck jedoch schnell wieder, denn Langhorne Slim hat weder die hymnische Schwellweite eines Marcus Mumford, noch braucht er sie. Diesen Song füllt er ganz allein durch Ruhe mit schmerzvoller  Zurückhaltung. Wunderschön.

„Someday“ bricht den Zauber – oder setzt einen Neuen anstelle des Alten, denn hier muss getanzt werden. Auch wenn der Text hier eigentlich weiterhin traurige Themen wie die Trennung von einer langjährigen Freundin verarbeitet.

„Great Divide“ setzt mit einer Akustikgitarre ein. Alles in allem nichts Neues – gut gemachter Folkrock eben – dagegen zeigen „Just A Dream“ und „Two Crooked Hearts“ mit ihrem seltsam stolpernden Drumbeat, dass mit Malachi DeLorenzo doch kein Uhrwerk, sondern ein Mensch mit Fantasie am Schlagzeug sitzt.

„Song For Sid“ startet ebenfalls ganz zart und langsam, diesen Song widmet Bandchef Langhorne seinem verstorbenen Großvater. Danach legt „Found My Heart“ noch einmal mit viel Tempo nach, während „Wild Soul“ als radiotauglichster Song etwas zu lieblich dahintrudelt.

14 Songs enthält das Album insgesamt, es ist also recht umfangreich. „Past Lives“ empfinde ich nicht als besten Abschlusssong, da er plötzlich und unbemerkt verendet – und mir das erst nach etlichen Sekunden Stille auffiel. Diese unbemerkte Dahinschwinden ist der einzige größere Kritikpunkt – und den kann man durch „repeat“ beseitigen. Vielleicht wurde dieses Album einfach für die Wiederholung in der Dauerschleife gemacht?

Im Gegensatz zu Langhornes Leben übrigens: Seitdem er sich im tiefsten Pennsylvania das Gitarrespielen beibrachte, mit achtzehn Jahren nach Brooklyn zog, um sich als Musiker zu beweisen, und 2009 seine erste Langspielscheibe „Be Set Free“ herausbrachte, ist viel passiert. Eine Frau und einen Mentor verloren hat er. Erwachsen geworden ist er. Eine gute Band zusammengestellt hat er sich. Und mit „The Way We Move“ ein schön entspanntes Roadtrip-Album aufgenommen.

Bewertung: 4
Highlights: The Way We Move, On The Attack, Someday, Just A Dream

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