Diving For Sunken Treasure – Motherfucker Jazz Bar.

Diving For Sunken Treasure - Motherfucker Jazz Bar

Diving For Sunken Treasure – Motherfucker Jazz Bar

(VÖ 15.02.2013) Seit Wochen sind sie mein persönlicher Geheimtipp: Diving For Sunken Treasure haben ihren zweiten Schatz gehoben: „Motherfucker Jazz Bar“ ist Gypsy-Punk-Blues mit Seemannsnote und traumhaft schön.

„Alle Mann an Deck! Hinsetzen! Pfeife anzünden, einen Schluck aus der Rumbuddel nehmen, Klappe halten und zuhören!“ Ich habe ja sowieso eine Schwäche für Banjos, zigeunerhafte Gypsy-Genrekreuzungen und Seemannsgarn. Aber was die Berliner Jungs von Diving For Sunken Treasure hier mit ihrem zweiten Album zustande gebracht haben, katapultiert mich seit Tagen bei jeder morgendlichen U-Bahnfahrt in wilde Gewässer.

Wenn man sich diese rum- und rauchgeschwängerten Stimmen so anhört, würde man nie auf die Idee kommen, dass die vier Sänger etwas anderes sein könnten als wettergegerbte Seebären jenseits der Sechzig. Mit Pfeife im Mundwinkel und immer einer Ladung Kautabak in der Backe. Weit gefehlt. Wenn diese Herren die Mitte Dreißig überschritten haben sollten, würde es mich schon wundern.

„Every song I write is a take-away“, singen die Berliner in ihrer Vorabsingle „Caravan“ – und das gelingt ihnen jenseits aller Altersgrenzen. Aber was ist das jetzt eigentlich genau für eine Musikrichtung? Blues – dafür ist es zu schnell. Swing? Nein, viel zu dreckig. Und zu zigeunerhaft. Es ist von allem etwas und nimmt einen vor allem mit auf weite Reisen.

Diving For Sunken Trunken experimentieren in ihren Songs – diesmal kommen etwa die Psychobilly-Gitarren, die beim Vorgänger „Raaa“ auch schon zu hören waren, noch prägnanter vor – und mit ungebremstem Gitarrensound kriegt man mich nun mal. Ebenso mit ordentlich Twang, wie ihn auch ein Tarantino auf seinen Soundtracks zu schätzen weiß, und jeder Menge sehnsüchtigen Banjoklängen.

Dazu kommen die gewohnten Zutaten wie Stakkato-Drumbeat, Kontrabass und Hochgeschwindigkeit. „Motherfucker Jazz Bar“ ist in intimer Atmosphäre eingespielt – wie gemacht für eine Schiffskajüte im wilden Sturm oder eine verrauchte Hafenkneipe. Oder um jeden Ort, an dem Songs wie „Stormy Sea“ oder „At The Harbour“ erklingen, zu einem stolzen Schiff oder einer schrammeligen Flüsterkneipe zu machen.

Und ich möchte nichts weiter tun, als mich zurücklehnen, die Augen schließen, die Sterne und die Nacht vorüberziehen lassen und zuhören. Auch auf die Gefahr hin, dass ich meine U-Bahn-Station verpasse. Dann nehme ich halt das nächste Schiff zurück.

Bewertung: 4.5/5
Highlights: Caravan, At The Harbour… ach, das ganze Album!

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