Kärbholz – Rastlos.

(VÖ 25.01.2013) Knapp zwei Jahre nach ihrem bisher besten Album „100%“ legen die vier Nordrhein-Westfalen jetzt nach. Schnörkellos, straight und immer mitten in die Fresse rein. „Rastlos“ verfolgen sie ihre Träume und Ziele, nach wie vor.

Kärbholz - Rastlos

Kärbholz – Rastlos

Es fängt bei „Ich hör mit beim Leben zu“ ganz ruhig und harmlos an. Sänger Torben zwingt seine raue Stimme zu sanften Tönen – bis nach ein paar Akkorden das losgeht, was Kärbholz auch auf ihrem fünften Studioalbum am besten können: Volle Lautstärke und Vollgas-Rock’n’Roll.

Bereits zwischen „Mit Leib und Seele“ von 2009 und dem Vorgängeralbum „100%“ lagen Welten. Die Band hatte damals beim Songwriting und Melodieführung einen großen Schritt nach vorn gemacht, wozu auch die Zusammenarbeit mit dem metal-act-gewohnten Produzenten Andy Classen beigetragen hat, wie Kärbholz im Interview freimütig erzählen.

Auf „Rastlos“ wird diese Erfolgs-Kombi beibehalten: Classen ist wieder dabei, die Texte sind kompromissloser denn je und auch der Sound wurde knallhart auf Herz und Nieren geprüft. Dabei herausgekommen ist eine Scheibe voller Power und Stilvielfalt. Nostalgisch verklärte Erinnerungen sucht man auf „Rastlos“ vergebens, hier geht der Blick ganz klar Richtung Zukunft: Ob im Midtempo bei „Was wirklich zählt“, im Highspeed bei „Dieses Lied“ oder bei der Ska-Premiere „Tag an Tag“. Kärbholz haben ihren Platz im Leben gefunden und lassen sich von keinem mehr in die Suppe spucken.

Dass das Leben dabei nicht immer ein Ponyhof ist, stellen sie ebenso klar: „Mein eigenes Bild“ erzählt von den Zweifeln und Sehnsüchten, die auch den Zielstrebigsten überfallen. Aber letztendlich macht auch dieser Song wieder Mut, sich niemals unterkriegen zu lassen. Und genauso lässt sich der Nachfolge-Track zusammenfassen: „Auch Fallen fühlt sich an wie Fliegen / für einen kurzen Augenblick.“ Auf der ersten Single „Fallen & Fliegen“ fassen sie den  euphorischen Moment zwischen Aufstieg und Absturz bei aller Härte berührend in Wort und Melodie – Listen & Repeat. Mehr braucht man nicht sagen. Dieser Song trifft mitten ins Herz.

Bei dem Countryrock-Stück „Pure Love“ versuchen sich Kärbholz übrigens erstmals an einer größeren Portion englischer Textfragmente. Eine Ballade darf natürlich auch nicht fehlen, so schließt das Album nach der Hardrock-Nummer „Wir sind die Nacht“ schließlich still und friedlich mit „Das Feuer (noch immer) in mir“.

Ska. Country. Hardrock. Ballade. Tellerrand? Klischees? Musikalische Einschränkung? Falscher Stolz? Davon haben die vier Ruppichterother offensichtlich noch nie gehört. Oder: Es ist ihnen vielmehr egal. Hier wird probiert, getestet, weiterentwickelt – bis der beste Einfall gewinnt. Und so klingt „Rastlos“ auch. Eine großartige Platte einer sympathisch bodenständigen Band mit Spaß an der Sache. Tanzbar, vor allem konzerttauglich treten sie – Pardon, aber dies ist ein Zitat – dem „Schicksal in seinen fetten Arsch“. Vollgas-Rock’n’Roll vom Feinsten eben.

Bewertung: 4.5/5
Highlights: Fallen & Fliegen, Tag an Tag, Pure Love

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