Zwischen Weihnachten und Neujahr finden sich die Holzjungs aus NRW immer gern für ein Konzert in der Hauptstadt ein. Diesmal mit dabei: Die ersten Songs vom kommenden Album „Rastlos“ und viele neugierige Fragen über Landleben, Disziplin & die neuen Lieder.
Adrian Kühn, seines Zeichens Kärbholz-Gitarrist, macht an diesem nasskalten Abend einen komplett entspannten Eindruck. Zwar hat die Band am Vorabend nach der Show in Essen direkt das Equipment eingepackt und ist die Nacht durchgefahren, um erst im Berliner Hotel ein paar Mützen Schlaf abzukriegen, aber kein Ding. Mit einem launigen „Willste auch mit der Presse reden?“ holt er Sänger Torben aus der Garderobe und im Backstage-Keller des C-Club findet sich auch noch Drummer Henning zur Plauderstunde ein.
Alle Jahre wieder… kommt ihr zwischen den Jahren nach Berlin. Habt ihr euch schon dran gewöhnt als schöne Tradition oder kommt das bloß mit dem Tourplan so hin?
Adrian: Na, wir kommen ja nicht nur zum Jahreswechsel…
Torben: Zweimal waren wir schon in Berlin. Das ist einfach schön und eben so’n todsicheres Ding. Du kannst dir sicher sein, dass wir hier den Laden voll haben und das macht schon Spaß.
Schafft ihr es auch, mal ein bisschen was von der Stadt anzugucken?
Adrian: Hin und wieder, ja. Beim vorletzten Mal haben wir eine schöne Rikscha-Tour durchs Brandenburger Tor gemacht… mit Kamera und allem….
Die richtige Touristentour also.
Adrian: (lacht) Ja, genau. Heute bleiben wir auch hier, dann gehen wir nachher noch durch die Kneipen. Ist ja arschweit, wenn wir schon mal hier sind…
Wenn man eure Texte so hört, seid ihr ja aber ganz zufrieden mit eurer ländlichen Herkunft. Könntet ihr euch vorstellen, in einer Stadt wie Berlin zu leben?
Torben: Also für mich persönlich nicht. Am ehesten wäre das wohl was für Henning.
Henning: Ja, ich hab mal eine Zeitlang in Frankfurt gewohnt und hatte auch eine Zeitlang eine Freundin in Berlin, von daher prinzipiell ja, aber es ist halt viel zu weit weg vom Rest der Band, von daher… (lacht).
Das heißt, ihr fahrt alle schön aufm Land noch richtig mit dem Trecker in die Kneipe – oder wie darf man sich das vorstellen?
Adrian: Henning wohnt in Bonn, das ist aber auch schon das Höchste aller Gefühle. Ich habe zwei Jahre in Hennef gewohnt, das ist auch riesengroß, das hat schon so seine 20.000 Einwohner. Ich hab direkt am Bahnhof gewohnt, es war soweit schön, man konnte zu Fuß in die Kneipe gehen – aber allein, wenn am Wochenende die Besoffenen einem die Flaschen vor die Haustür schmeißen, das war mir alles zu bunt. Das war mir nichts, viel zu laut, viel zu stressig, deswegen bin ich auch wieder zurück aufs Dorf gezogen.
Kommt ihr auch aus ländlichen Familien?
Torben: Ich hab sogar noch’n Trecker (lacht). Ich hab sogar Hühner.
Auf euren alten Scheiben habt ihr gern mal etwas nostalgisch auf die guten alten Zeiten zurückgeblickt. Das hat man auf der neuen Platte ja fast gar nicht mehr. Da geht der Blick ja klar und manchmal wütend deutlich nach vorne.
Henning: Na ja, wenn man einmal gesagt hat, dass einem die eigene Stadt gefällt, dann reicht das ja, man muss das ja nicht dauernd wiederholen.
Neue Scheibe, neue Thematik?
Adrian: Das hat sich so ergeben. Textlich ergibt sich einfach immer viel aus dem, was gerade im Raum steht, worüber man sich Gedanken macht. Das mit der Heimatstadt und den Erfahrungen, die einen an diese Stadt binden, haben wir jetzt schon zwei Mal gesagt, in „Diese Stadt“ und „Hier“. Dann kann man sich jetzt auf andere Sachen konzentrieren.
Was hat sich seit der letzten Platte also bei euch getan?
Henning: Wir haben große Schritte gemacht, teilweise. Die Fangemeinde ist gewachsen, so kommen dann eben auch neue Themen dazu. Wenn du mehr ins öffentliche Interesse rückst, dann kommt auch mehr Kritik oder mehr Positives, je nachdem – solche Sachen fließen da auch mit ein. Persönliches natürlich auch – persönlich ändert sich bei jedem auch einiges in zwei Jahren.
Torben: Musikalisch haben wir uns extrem weiterentwickelt, und ich denke, das hört man auch raus. Auch, was die Sicherheit auf der Bühne angeht, haben wir hart an uns gearbeitet.
Adrian: Aber du hast eben von wütend gesprochen. Ich glaube, wütend ist die neue Platte gar nicht.
Ich meinte vor allem, dass die ganze Platte eine sehr souveräne Haltung transportiert: „Hört her, ich mach mein Ding und wenn ihr mir da jetzt ans Bein pinkeln wollt… interessiert mich nicht.“
Adrian: Ja, genau. Es ist kein Schießen gegen die bösen Anderen, die da oben sitzen, es ist eher das Auseinandersetzen mit sich selber und den Barrieren, die man sich selber in den Weg legt. Wenn man sich so die ganze Diskographie von Kärbholz durchhört, sind wir eigentlich genau da angekommen, wo man sich selber fragt: Was sind wir? Was wollen wir? Wir sind gar nicht so’ne Kämpferband, die nur schlechte Laune hat und gegen irgendwelche Obrigkeiten wütet.
Henning: … viel zu anstrengend… (lacht)
Adrian: Das wären einfach nicht wir! Wir sind gut drauf und wir haben Spaß an der Sache, und das wollen wir halt auch vermitteln. Ich glaube, das kriegen wir auf der neuen Platte auch hin. Auf „100%“ stand ja auch der Slogan „Lebensbejahende Beatmusik“ drauf. Dahin sollte es eigentlich gehen, es soll Spaß machen. Von der Platte soll am Ende ein positives Gefühl bleiben, nicht der Drang, einen Stein durch eine Scheibe schmeißen zu müssen.
Henning: Musik generell ist ja immer was sehr Emotionales und vor allem, wenn wir auf der Bühne sind oder von der Bühne runtergehen, ist es meistens so, dass wir einfach happy sind und tierisch Spaß an dem haben, was wir da machen. Das macht Bock und einfach gute Laune.
Torben: Wir lachen auch mehr im Studio anstatt zu heulen.
Also war Spaß auch das, was euch ursprünglich zur Musik gebracht hat?
Adrian: Nur das. Und wir haben gratis Bier bekommen. Nein, wir hatten ursprünglich ja gar nicht geplant, eigene Stücke zu spielen, wir wollten einfach nur ein bisschen spielen. Erst haben wir allerhand irgendwie rumgeklimpert und dann versucht, selber was zu machen, was den Leuten total gut gefallen hat. Alles, was etwas Eigenes war, fanden die gut, ich weiß nicht, ob die Stücke jetzt so der Knaller waren – das kann man jetzt so im Nachhinein schwer beurteilen, ist ja ein paar Jahre her… aber ja, das war nur Spaß. Und das ist nach wie vor so. Eben haben wir noch darüber gesprochen, dass es total schön ist, dass wir heute in Berlin bleiben können, weil – klar, man hat die Konzerte und es erfüllt einen genug, wenn man da die Leute zufrieden hat, aber diesen Spaß selber noch zu haben und danach mit den Leuten noch weggehen zu können, das muss halt auch sein.
Henning: Gestern in Essen hatten wir es zum Beispiel so, da mussten wir direkt abbauen und abreiten, und wenn das immer so wäre – einfach nur auf die Bühne rauf, runter, weg – dann würde wirklich was fehlen. Es gehört einfach mit dazu, auch mal mit den Leuten ‘nen Bierchen zu trinken oder auch mal zu quatschen.
Vor zwei Jahren habt ihr davon geträumt, mal von der Musik leben zu können. Seid ihr dem schon ein Stück näher gekommen?
Henning: Also, ich hab grad den vierten Ferrari und das dritte Haus gekauft (lacht)…
Torben: Der Traum ist nach wie vor da und klar haben wir wieder Schritte in die Richtung gemacht, mal sehen, was jetzt passiert mit dem neuen Album. Man muss da jetzt nicht mit dem Brecheisen rangehen. Natürlich darf man sich nicht hängenlassen, man muss da schon was für tun, aber ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg.
Henning: Wenn es passiert, dann wäre es ein hammergeiler Nebeneffekt, aber wenn es halt nicht so kommt, dann hatten wir eine geile Zeit, haben trotzdem weiterhin noch tierisch Spaß.
Adrian: Dann kann es lieber dreißig Jahre länger dauern, als wenn man es mit dem Brecheisen durchziehen würde. Wir wollen ja auch beständig sein.
Henning: Das ist ähnlich wie bei einer Karriere in einem ordinären Job, da macht man ja auch einen Schritt nach dem anderen.
Torben: Wenn man jetzt mit Gewalt rangehen würde, dann würde es vielleicht mal ein Hit werden, und danach adé, kann passieren…
Henning: Dann könnten wir auch gleich zum Dieter gehen.
Adrian: (lacht) Genau, wenn’s nicht klappt, dann gehen wir einfach zum Dietäää.
Bis dahin müsst ihr wohl erst noch richtig arbeiten gehen. Was macht ihr denn, um euer Brot zu verdienen?
Torben: Henning studiert (lacht).
Okay, du arbeitest also nicht – was macht ihr anderen?
Torben: Ich bin selbstständig, ich hab noch einen Dachdeckerbetrieb. Ich kann mir alles so legen, wie ich das brauche. Wenn wir eine Woche auf Tour müssen, dann arbeite ich die vorher irgendwie raus und dann geht das schon. Stefan ist der Industriemechaniker bei uns, der ist dann schon auf seine Überstunden und den Urlaub angewiesen. Der hat es am schwierigsten von uns allen. Aber bis jetzt haben wir es immer noch irgendwie hingekriegt.
Ihr habt euren Sound ja noch mal kräftig entwickelt. Dazu trägt sicher auch bei, dass ihr ganz unterschiedliche Musikgeschmäcker habt. Wer schleppt von euch was an? Wer ist der Countrymän?
Henning: Er, Adrian.
Adrian: Das bin ich, in dem Fall.
Das kommt ja mit richtiger Begeisterung raus.
Adrian: Ja, doch schon! Eigentlich ist es eine Mischung, wir treffen uns schon alle irgendwo…
Henning: Ja, eine Schnittmenge haben wir schon, aber jeder hat noch so seins.
Was ist die Schnittmenge?
Adrian: Das, was wir tun (lacht). Punkmusik, im weitesten Sinne, Hardrock teilweise, solche Sachen wie AC/DC oder ZZ Top, das mit Sicherheit…
Henning: … Johnny Cash…
Adrian: Genau, Johnny Cash, damit hätten wir dann wieder die Country-Seite, da schneiden wir uns also schon. Wo wir uns nie schneiden, ist etwa Mittelalterrock oder sowas…
Was bitte?
Adrian: Das ist Henning (lacht), da würde ich die Krise kriegen. Aber vielleicht kommen von da trotzdem Einflüsse.
An Einflüssen habt ihr auf der neuen Scheibe ja auch einiges drauf: ein bisschen Ska, ein bisschen Country, ein paar Balladen…
Torben: Wir versuchen eigentlich immer, es möglichst vielfältig hinzukriegen, dass für jeden was dabei ist.
Henning: Das ist teilweise auch sehr interessant: Dann sitzt man da im Proberaum und dann kommt einer – meistens Adrian – mit einem neuen Text oder einem neuen Riff an, und dann geht es relativ fix, dass wir was dazu finden. Da gibt es auch keine Auswüchse von wegen „Ich muss da jetzt unbedingt Doublebass-Gewitter und ‘nen Dudelsack drinhaben“ oder sowas.
Adrian: Wir haben uns an sich musikalisch immer alles offen gehalten. Ska zum Beispiel – das konnten wir früher nicht, aber wenn wir’s gekonnt hätten, hätten wir das schon bei der ersten Platte gemacht. Wir würden jetzt wohl nie total riffbasiertes Metalzeug machen, das haben wir noch nie und da würden die Leute wohl auch denken, dass das nicht zu uns passt. Aber sonst können wir uns wohl alles leisten und es bleibt trotzdem Kärbholz. Manchmal gehen wir mit einem Text in den Proberaum, machen eine Hardrock-Nummer draus, stellen fest, es hört sich scheiße an und dann machen wir eben eine Ska-Nummer draus. Und das ist dann besser. So wie bei „Tag an Tag“, da haben wir ja auch so ein bisschen rumgetestet. Erst war es erst ein Punkstück, aber dann hat es sich in die Ska-Richtung entwickelt, ohne dass wir uns großartig verbiegen mussten.
Torben: Es gibt es oft viele Versionen, bis so ein Lied denn endlich so ist, wie es sein soll. Manchmal spielt man etliche Versionen, und bei anderen Stücken weiß man sofort: So ist es richtig.
Henning: Zum Beispiel bei „Wir sind die Nacht“ ging es am Anfang so ein bisschen in die Hardcore-Richtung, ziemlich rapcore-mäßig auch von den Drums her, aber jetzt ist eher eine straighte Hardrock-Nummer draus geworden, was eigentlich auch saucool ist.
Ihr hattet ja mit Andy Classen auch wieder den gleichen Produzenten wie bei „100%“ dabei und er hat ja scheinbar ganz guten Einfluss auf euren Sound.
Henning: Das harmonisiert, ja.
Adrian: Andy ist halt Gitarrist und der tritt dann mir in den Arsch – ich bin vorher verschont, ich kann da ja einfach machen, aber wenn ich ins Studio komme… Seit der letzten Platte ist er total infiziert gewesen – sonst macht er ja eher so hartes Zeug, wo nicht genügend Spielraum für Soli ist und er sich musikalisch nicht großartig einbringen kann. Das ist bei uns anders. Wir spielen das natürlich selber ein, aber wenn Andy mit einer guten Idee kommt für eine Melodie oder sagt: „Guckt da mal“, dann wären wir die Letzten, die sagen: „Nö, das haben wir aber so geschrieben“. Das ist mit ihm einfach ein schöner Dialog und deswegen ist er auch nicht nur Produzent.
Torben: Die Grundstruktur bleibt an sich schon immer gleich, aber wenn die Platte dann aus dem Studio kommt, ist dann hier und da noch ein i-Tüpfelchen – geil, Alter! Und das, weil jeder eben seinen Senf dazugegeben hat, ganz allein hätte man das niemals so hingekriegt.
Henning: Das ist eben das Schöne, wenn du einen objektiven Menschen dabei hast. Wir spielen die Stücke die ganze Zeit vorher im Proberaum und hören sie immer wieder, bis wir uns denken: „Cool, die sind jetzt geil“. Aber wenn du einen Objektiven dabei hast, der sagt: „Probier doch mal so-und-so“, dann plötzlich merkst du: „Uiiiii! Das hat aber jetzt noch einiges gerissen!“. Teilweise sind es Kleinigkeiten, aber das macht dann diesen letzten Schliff aus.
Adrian: Das kann ein Break sein – ein Schlagzeug-Break, der mit dem Bass was Geiles ergibt. Oder bei der Gitarre irgendwas, eine Kleinigkeit, auf die man selber nicht kommt, und das macht es aus. Das funktioniert und wir haben versucht, das bei der neuen Platte ein bisschen mehr auszureizen.
Ihr achtet also darauf, dass ihr immer noch dazulernt?
Torben: Ja, auf jeden Fall, definitiv.
Habt ihr euch eure Instrumente autodidaktisch beigebracht oder hattet ihr Unterricht?
Henning: Teils, teils. Nur für mein jetziges Instrument Schlagzeug gesprochen, hatte ich insgesamt zwei Jahre Unterricht. Ich spiele jetzt seit 13 Jahren oder so, aber den Rest der Zeit habe ich mich eben einfach hingesetzt und gespielt. Entweder mit Liedern mitgespielt, mir was angehört oder mir was abgeguckt. Wenn du dran bleibst und Bock hast, dann bringst du dir sehr viel auch autodidaktisch bei.
Adrian: Ich hatte auch ein oder zwei Jahre Gitarrenunterricht damals, und dann eben auch einfach selber gemacht. Stefan hat sich alles komplett selber beigebracht, der hatte als Kind bisschen Bass gespielt und wurde dann von uns ins kalte Wasser geschmissen, aber das läuft super.
Das heißt, ihr habt ihn irgendwo auf der Straße aufgegabelt und gesagt: „Du bist jetzt unser Bassist“, oder wie darf man sich das vorstellen?
Torben: Nee, das war aus dem Freundeskreis raus, wir wussten ja, dass er ganz früher als Kind mal Bass gespielt hatte, aber der musste sich eben alles komplett neu beibringen. Also, ich glaub, ‘ne Note kann von uns keiner lesen. Höchstens du vielleicht…
Henning: Ja, ich vielleicht… (lacht).
Torben: Ich hatte auch mal Gitarrenunterricht, aber nur klassisch, und dann habe ich das Ding acht Jahre im Regal stehenlassen und komplett alles verlernt. Das bisschen, was ich kann, hab ich mir komplett aus den Fingern gesogen.
Wie kam dann überhaupt die Idee auf, eine Band zu gründen?
Torben: Das ist eine kuriose Geschichte (lacht). Eigentlich hab ich angefangen, Silvester so im Freundeskreis mit der Gitarre alle möglichen Stimmungslieder zu spielen.
Adrian: … „Oma hat ein Schamhaar“…
Torben: (lacht) Alle möglichen rheinischen Stimmungslieder eben. Später haben wir das dann zusammen gemacht, alle möglichen Nummern, Metallica und „Nothing Else Matters“ und dieses ganz berühmte Ding hier von Bryan Adams – „Summer of 69“. Aber nur wir zwei, da fehlte eben noch was. Eine Freundin von uns war mit einem Schlagzeuger zusammen, also haben wir uns da mal zusammengesetzt, und so ist das alles zusammengewachsen. Dann hatten wir noch einen Bassisten, das hat aber nicht lange gehalten…
Adrian: Ja, er wollte schön Rock der siebziger Jahre spielen, kam aber nicht zur Probe. War aber sowieso nicht schlimm, wir wollten ja eigentlich nur für unsere Kumpels zum Geburtstag spielen.
Torben: Dass sich das so mal entwickelt, hätte nie einer gedacht, das war ja wirklich ein Spaß-Projekt gewesen. Aber irgendwann warst du dann mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort und dann ging es los!
Gab es einen Zündfunken, dass ihr den nächsten Schritt machen konntet? Oder seid ihr einfach weitergegangen… und seid jetzt eben schon wieder in Berlin?
Adrian: Ja, Punkt.
Na dann, vielen Dank fürs Gespräch! Nein, eine Frage habe ich noch: Ihr habt im neuen Jahr 10-jähriges Bandjubiläum, wollt ihr groß feiern oder gibt es Wünsche, die ihr euch gern erfüllen wollt?
Henning: Bisher hält sich vor allem hartnäckig die Meinung von den beiden Jungs, dass wir das besser noch um drei Jahre nach hinten schieben.
Adrian: Der erste Auftritt, der über Geburtstag und Freundeskreis und sowas hinausging, war eigentlich 2006. Und das war auch eigentlich die Geburtsstunde von dem, was Kärbholz ist. Ich meine, vor zehn Jahren waren wir fast dabei, Siebziger-Jahre-Rock zu spielen…
Torben: Wir haben noch gar keine Richtung gehabt, wir haben alles querbeet gespielt, da hätten wir bald noch Schlager dazu packen können! (lacht) Es war am Anfang halt überhaupt gar keine Struktur drin und deswegen ist es eigentlich würdiger, das Ganze zu verlegen. Seit 2006 machen wir Musik zusammen – noch nicht ganz in der heutigen Konstellation, aber die Richtung, die Art von Musik und die Band stimmt erst seit 2006.
Dann stelle ich die Frage anders: Ihr habt ja jetzt das verflixte 7. Jahr vor euch… Was wär das Größte für euch, was 2013 passieren könnte?
Torben: (lacht) Geil.
Henning: Wacken.
Adrian: Ja, das wäre schon cool.
Henning: Aber erst mal sind wir tierisch gespannt, wie die neue Platte ankommt, wenn sie Anfang des Jahres – also am 25.01.2013 – veröffentlicht wird und dann, je nachdem, wie die Platte ankommt, was das mit der Tour ist… Schritt für Schritt weiter. Aber das Coolste für mich wäre, wenn wir das nächste Jahr aufm Wacken spielen dürften.
Adrian: Ich glaube, das Wichtigste ist, dass es sich einfach noch weiter entwickelt. Wir haben gerade schon eine schöne Weiterentwicklung gemacht haben mit der neuen Platte, beim Zusammenspiel und auch beim Sound. Das Schlimmste ist immer ein Stillstand, wenn sich nichts tut. Aber die Weichen sind dahin gestellt, dass sich mit Sicherheit was tun wird. Nicht, dass jetzt nächstes Jahr der totale Durchbruch her muss, aber es sollte irgendwas passieren – und das wird es auch. Wir machen die erste richtige Headlinertour, als Band Kärbholz und als richtige Releasetour zu einem wirklich guten Album, und dann… schauen wir mal!
Dann wünsche ich euch viel Erfolg und einfach alles Gute!
Abends spielen die Kärbhölzer dann mit vollem Einsatz vor einem kochenden C-Club – und allein im Vergleich zum Konzert 2011 sind sie mit noch mehr Leidenschaft und Präzision dabei. Sound und Vocals sitzen tadellos, und bei „Nacht ohne Sterne“, dem Rechts-Rausschmeißer „Timmi halt’s Maul“ und spätestens bei der Zugabe von „Mein Weg“ wird Schulterschluss demonstriert.
Ein Jahr mehr Bühnenerfahrung hat den Ruppichterothern gut getan, in den vergangenen 12 Monaten wurde offensichtlich nicht nur im Studio ein Zahn zugelegt. Der Abend endet mit einem von Torben und Adrian dirigierten a-capella-Chor: „Und ich gehe meinen Weg – meinen Weg / Immer weiter, so gut es geht / Ich stehe auf und ziehe los / Ohne stehen zu bleiben, die Neugier ist zu groß…“
Dass Kärbholz ein Ziel klar vor Augen hat, merkt man mehr als deutlich – im Interview und auf der Bühne. Hoffentlich wird ihnen noch viel begegnen – Adrians letzter Weg an diesem Abend führt per Stagedive erst ins Publikum, und dann der Freiheit entgegen: Dem wohlverdienten Feierabend an der Theke, um auf ein erfolgreiches 2012 anzustoßen. Prost, die Herren!