Sex sells? Arschwackeln vs. Rock’n’Roll.

Gerockt, nicht geschüttelt – #13: Yesterday… In meiner Teenagerzeit fiel für mich alles außer den Beatles und ihren Zeitgenossen unter die Kategorie Teufelswerk. Später erweiterte ich diesen elitären Kreis um die wahre Devil’s Music – die Männerdomäne des Rock’n’Roll in allen Formen. Männerdomäne? Oh ja.

Als Ex-Buchhändlerin bin ich in jeder Buchhandlung ein echter Alptraumkunde: Keine Liebesromane, keine Krimis, nur gute Fantasy, bitte, keine neumodischen Amerikanern und Sci-Fi, und nicht zu effektheischerisch, wenn’s genehm ist.

Bei Musik werde ich langsam milder. Während der Redaktionsarbeit habe ich mir schon das ein oder andere Elektropop-Scheibchen reingezogen und sogar an einigen softeren Indie-Bands Gefallen gefunden. Ruhige Songs gingen früher gar nicht, da musste ich mir direkt hinterher von Danko Jones die Ohren durchspülen lassen. Inzwischen – vielleicht ist es das Alter? – wird das teils schon ganz angenehm. Aber eins bleibt: Geh mir weg mit Frauenstimmen.

Schmollmundiges Hauchen wie Lana del Rey, Pornoposing à la Gaga, Arschwackeln wie Beyoncé, Shakira-Räkeleien in Altöl… Sex sells? Und ich dachte die ganze Zeit, es ginge nur um Musik. Sorry! Mein Fehler. Aber Scherz beiseite: Gleichberechtigung in Ehren, an meine Ohren lasse ich nur Wasser und echte Kerle! Eiserne Regel. Die wie alle ihre Ausnahmen hat.

Nr. 1: Starten wir mit der schönsten Frisur! Die gehört natürlich Imelda May. Die irische Sängerin performt eine Mischung aus Neo-Rockabilly (jaja, die Frisur), Blues und Jazz. Ihre Karriere startete mit Elvis-Platten und einem Werbespot für Fischstäbchen, und als sie bei ihren ersten Clubauftritten mit sechzehn als zu „rau“ kritisiert wurde, war der Weg zum Blues nur kurz. Im Moment widmet sie sich mit ihrem Mann und Gitarristen Darrel Higham der Babypause.

Nr. 2: Kontrastprogramm. Denn Kyla La Grange ist klein, blond, zierlich – nichts als pure Süße. Auf den ersten Blick. Und dann auch noch Vampire! Nichts für mich, normalerweise. Aber auf den zweiten und beim richtigen Hinhören entwickelt das „Vampire Smile“ der Newcomerin einen wahrlich diabolischen Sog. Und richtig Hinhören sollte man, denn solche Texte aus einer so jungen Feder findet man selten. Wenn „Twilight“ solche Lyrics inspiriert hat, hat dieser Schmarrn seinen Zweck mehr als erfüllt. „I’m a paper doll, you can tear me up/ We’ll be the broken lovers with the poison cup./ And we’ll draw in breaths like we don’t have air./ Oh god, look at me, don’t you ever care/ that I’m dying in the cupboard underneath the stairs?” Dylanesk. Das fällt mir dazu ein.

Nr. 3: Bonsai-Kitten-Frontfrau Tiger Lilly Marleen könnte gewissermaßen das dunkelrote Alter ego von Imelda May sein. Die Berlinerin hat ihrer Stadt entsprechend Herz und Schnauze, und ihr Kick-Ass-Psychobilly teilt ordentlich aus. Bei ihrem ersten und gerade abgedrehten Video zu „Too Drunk Too Fuck“ versammelt sich übrigens eine lange Reihe Prominenz: Herbert Feuerstein, Danko Jones, die *hust* erwähnte Doro Pesch, Peter Fox, Westernhagen, Reiner Calmund, Johnny Strange (Culcha Candela), Derrick Green (Sepultura), The BossHoss und Markus Kavka – um nur einige zu nennen.

Nr. 4: Last, but not least, eine echten Plattenschrank-Peinlichkeit. Aber ich kann mir nicht helfen: „Funhouse“ war einfach mal eine richtig ordentliche FY-Scheibe mit wirklich guten Texten. Über P!nk gibt’s ansonsten nicht viel zu sagen, schließlich ist sie der Chart-Stürmer in dieser Aufzählung. Aber vor so viel aufrichtiger Verzweiflung und Wut habe ich Respekt. Und Konzept hin oder her, ich nehme ihr ihre nicht-mädchenhafte Haltung einfach ab. So what.

Wer sich übrigens seit dem ersten Absatz fragt, was bei all der Krittelei dann überhaupt noch an Lesematerial für mich übrig bleibt, den kann ich beruhigen: Wenn ich auch nur vier Frauen in mein Bett… pardon, mein Gehör lasse, in meinen Regalen haben an die 1000 Ausnahmekandidaten ihren Platz gefunden. Fast alle von Männern geschrieben, übrigens.

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