¡Más Shake! im Roten Salon, Berlin am 14.09.2012.

Das Wichtigste vorweg: ¡Más Shake! spricht man ganz ganz schlicht und einfach [mʌs ʃeɪk]aus und es ist mehr als nur Rod von den Ärzten. Es ist auch mehr als ein Seitenprojekt von Rod von den Ärzten – es ist eine Mission.

¡Más Shake! sind Rodrigo González an Lead Vocals und Gitarre, Michell Gutiérrez Gómez am Bass, die strahlende Katy Del Carmen am Keyboard, Gitarre und mehr sowie Tomás Fuentes an den Drums. Und ihren Namen könnte man, wollte man alle Vorurteile aufbieten, schon fast entnehmen, um was es bei ¡Más Shake! geht: Denn die Vier sind nicht mit Eigenkompositionen unterwegs, sondern haben sich vielmehr die Wiederbelebung eines ziemlich unbekannten und wohlmöglich beinahe ausgestorbenen Genres vorgenommen. ¡Más Shake! aka The South American Beat Invasion spielen Beatmusik aus den südamerikanischen Sechzigern.

Ob alle im Roten Salon an der Volksbühne heute abend gekommen sind, um Coverversionen der Los Shakers, der Südamerika-Version der Beatles, zu hören – oder einfach nur, um Rod mal aus der Nähe zu sehen, ist vor dem Konzert nicht ganz klar. Ziemlich viele Ärzte-Tattoos sieht man, aber auch eine Menge ¡Más Shake!-Bandshirts und als die South American Beat Invasion dann loslegt, ist schnell klar, dass viele im Publikum ganz schön textsicher unterwegs sind.



Ein bisschen wird sogar getanzt, obwohl im proppevollen Salon kein Platz für den wahren Shake – „Modetanz, besonders der späten 60er-Jahre, mit schüttelnden Bewegungen“ Zitat, Ende – ist. Ansonsten macht das Publikum einen irgendwie angespannten Eindruck, ein bisschen erwartungsvoll, wie das so ist – mit Rod, der seine Konzerte sonst mit meterweiter Entfernung vor etlichen tausend Leuten gibt. Und wie ist es? Entspannt. Die Band hat einfach Spaß auf der Bühne. Michel,der „Bassgott von Berlin“ zupft, was das Zeug hält, Tomás drischt mit Hingabe auf sein Schlagzeug, Katy lächelt, macht Tanzschritte und auch Rod scheint den Abend einfach zu genießen.

Was man zu hören bekommt, sind kurze Beatstücke (kaum eines scheint dem Gefühl nach die 2-Minuten-Grenze zu knacken) mit englisch-spanischen Titeln und Texten. Tanzbar und gutgelaunt. Ansagen gibt es leider nicht allzu viele und damit auch nicht viel Information über südamerikanischen Beat, dabei hatte Katy Del Carmen in einem Interview einiges über ihre Vorliebe für japanische Beatbands und die Beatles, die Schwierigkeiten der Materialbeschaffung und Rods Plattensammlung erzählt. Aber… im Saal scheinen die meisten ohnehin informiert zu sein.

Ein kleiner Hinweis auf die aktuelle EP gibt es noch – die erste Auflage ihrer 2011er EP »Break It All« ist längst vergriffen, also dürfte auch der Nachfolger mit „What A Love“ eine echte Wertanlage werden. Die „Shakermania“ scheint auf jeden Fall gut zu laufen. „It’s A Sin (To Go Away)“ aber nach einer guten Stunde mit 18 Songs und drei Zugaben ist dann Schluss.

Rod verschwindet durch die Menge, und was bleibt, ist irgendwie das unbestimmte Gefühl, dass die Beatles vielleicht doch gar nichts so Besonderes waren und einfach nur Glück hatten – oder dass die ganze Musikwelt der Sechziger nach Beatlessound spielte, von Südamerika bis Japan.

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