Walk Off The Earth in Huxleys Neue Welt, Berlin am 25.08.2012.

WOTE? Wenn dieser Bandname fällt, wird er meist mit dem Zusatz “fünf Leute, die auf einer Gitarre dieses Gotye-Cover spielen, total irre” verbunden. Denn mit diesem Video sind die multitalentierten Kanadier um Gianni Luminati und Sarah Blackwood praktisch über Nacht und youtube bekannt geworden.

WOTE Berlin.

WOTE Berlin.

An diesem Abend sind sie zum zweiten Mal in diesem Jahr in Berlin – das erste Mal im kleinen C-Club, diesmal schon im wesentlich größeren Huxley’s an der Hasenheide. Ausverkauft, natürlich. Denn Walk Off The Earth haben sich vom kleinen Internetlach- und Staun-Effekt zu einem echten Knaller entwickelt, und das nicht nur in Deutschland.

Bevor WOTE aber loslegen, sind erst einmal Ubiquitous Synergy Seeker – kurz USS – am Zug, ebenfalls aus Kanada. Wie beschreibt man am besten das, was Ash Boo-Schultz und Human Kebab da auf der Bühne betreiben? Sie selbst nennen es „campfire after-party with a jungle-rave vibe“. Beobachter des Abends bezeichnen es als wilde Mixtur aus Pop-Hit-Zitaten mit gekonntem Gesang und doppelten Handstand samt Überschlag. Beteiligt sind auf jeden Fall eine Gitarre, die angenehme Singstimme von Ash, ein Mischpult mit Mac und Plattenspieler zum Scratchen, ein Küchenmixer und jede Menge explosive Energie. Moment – ein Küchenmixer? Ja, auch das. Eignet sich nämlich hervorragend zum Rückkoppeln.

Dazwischen schlägt Human Kebab mehrere Kobolzüberschläge, und auch im Spagat und Flick-Flack klingt USS trotzdem… gut. Interessant. Denn die Beiden haben es nicht nötig, mit ihren artistischen Einlagen irgendwelches Nichtkönnen zu überdecken – sie können! Aber eben nicht nur musikalisch, sondern auch performancetechnisch. Zwischendurch wird Deutschland als Konzertlocation und als Ursprung des Schultz im Boo-Schultz gefeiert, damit sind die Herzen Berlins restlos gewonnen. Darauf einen Smoothie! Denn das kann der Küchenmixer auch.

Um 21.15 Uhr heißt es dann endlich: Feuer frei für Walk Off The Earth! In schwarzen Hoodys kommen sie auf die Bühne: Sarah Blackwood und Gianni Luminati natürlich, aber auch Ryan Marshall, Mike Taylor und Joel Cassady – sowie zwei namenlose Roadies, die nicht nur Instrumente aufbauen und zuwerfen, sondern auch einwandfrei spielen können.

Der Sound allerdings ist gerade im hinteren Teil der Halle alles andere als einwandfrei, sehr viel weniger als das sogar. Tatsächlich stecke ich – ich! Lärmresistenter Konzertbesucher von hier bis Motörhead – mir bald Taschentücher in die Ohren, um den dumpf-kreischenden Sound, der nicht einmal verständlichen Gesang zulässt, auf ein verständliches Maß herunter zu dämpfen.

An der Show dagegen ist nichts auszusetzen – ganz und gar nicht. WOTE geben alles. Singen, Springen, in Choreographie toben, Haare schwingen und natürlich Instrumenten-wechsel-dich mit wohlgezieltem Ein- und Auswerfen. Ryan Marshall trägt dabei große Teile der Gesangsparts mit seiner dunklen Stimme, etwa das zauberhafte „Magic“. Bei „Julia“ übernehmen dann wieder Sarah und Gianni, die sich volksverbunden in die Menge werfen und den Song tanzend auf den Theken rechts und links im Saal performen.

Es folgt das Highlight des Abends: Bei „Summer Vibe“ tauchen praktisch aus dem Nichts 1000 bunte Luftballons über dem Publikum auf und auf der Bühne hält Roadie Nr. 1 Pappschilder zum Mitsingen hoch: Eho! Eho! Bop-Bop Away-o! Summer Vi-hi-hi-hibe! Sommerlich fühlt sich das an, nicht nur wegen der tropischen Hitze im Saal, sondern einfach schön. Lebendig und fröhlich. Wie ein Kindergeburtstag in glücklichen Zeiten.

Und danach folgt das Gotye-Cover, mit dem WOTE bekannt geworden sind: Bei “Somebody I Used To Know” genügt tatsächlich eine einzige Gitarre – den meisten Szeneapplaus räumt allerdings das Ploink! von Beard Guy Taylor ab. Mit “Backin‘ Up Song” und dem Rihanna-Cover „Man Down“ schließen sich zwei Songs an, deren Videos im Internet ebenfalls zum WOTE-Boom beigetragen haben, dann ein ruhiges Stück und dann… ist es plötzlich zu Ende.

Keine Verbeugung, nichts, Walk Off The Earth verschwinden einfach von der Bühne, wie sie es vorher auch schon ein, zwei Mal taten – aber dann geht das Licht an und die Saalmucke auch. Nicht mal eine Chance auf Zu-ga-be! gibt es. Stattdessen: Roadies! Abräumen! Ein Blick auf die Uhr: Eine gute Stunde nur haben die Kanadier die Bühne gerockt. Ob das nun viel oder zu wenig war, bei einem sind sich scheinbar alle im Publikum einig: Sie haben alles gegeben, mehr Einsatz geht nicht, das Tempo wäre einfach nicht länger durchzuhalten. Aber einen fetten Schlussapplaus hätten sie schon verdient gehabt.

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