(VÖ 04.06.2012) Ein tanzendes Klavier, dessen erste Tastentöne bereits die Beine zucken lassen, fröhliche Melodien und ein Akzent, der Englischlehrer ins Träumen geraten lässt: Mit ihrem zweiten Ska-Album setzen Buster Shuffle den Swing fort, den sie mit ihrem Debüt einführten.
Zu ihren Einflüssen gehören The Clash, Ian Dury & The Blockheads und natürlich (nicht nur der Aussprache wegen) die legendären The Kinks: Mit dem ersten Song „So Such of Much“ steigt Buster Shuffle da ein, wo „Me, Myself & I“ und vor allem das großartige „Our Night Out“ vom gleichnamigen Debütalbum Lust auf mehr machten. Mitreißend fröhlich klimpernde Pianoklänge, bei denen man kaum stillstehen kann, ein dezenter Synthie-Effekt und natürlich der unverwechselbar britische Akzent von Sänger Jethro Baker. Und wenn man schon mal tanzt, kann man bei „Brothers And Sisters“ gleich damit weitermachen. Denn das ist mit seinen präzisen Tempowechseln wohlmöglich noch besser.
„Doesn’t Matter“ im Anschluss trägt leider nicht viel zur Sache bei, aber „Around Here“ leitet mit seinen unterschiedlichen Tempi und dem dennoch typischen Buster-Shuffle-Klang langsam zu dem Teil des Albums über, in dem die Band neue Wege probiert. „The Lake Song“ ist alles in allem nachdenklich und ein wenig eintönig – beim wiederholten Hören ist man von Mal zu Mal unentschlossener, ob der immergleiche Klavierdreiklang nun zum Reiz oder zum Brechreiz des Songs beiträgt. Der Gesang erinnert streckenweise an Lady Gagas „Po-po-pokerface“, und ob das erfreut, muss wohl jeder selbst entscheiden. Das anschließende „Elvis vs Wag“ ist insgesamt kein sonderlich starkes Stück, aber großartige Zwischenstrecken und ein tanzbarer Refrain sind dabei. Fazit: Buster Shuffle sollte nicht flüstern, sondern lieber ohne Umschweife auf die Pauke hauen.
Mit „Made In China“ tun sie das auch wieder: Dieser Song ist ganz einfach gestrickt, nichts unnötig Kompliziertes. Straight, tanzbar und mit hübsch fetten Basslines am Anfang. Beim nachfolgenden „English Way“ erinnern Klavier und Backgroundgesang an die Beatles und ihr „The End“ – wenn das mal nicht feine englische Art par excellence ist. Die typischen Tempowechsel von Slow Motion bis Highspeed machen neben der Radiotauglichkeit den Charme dieses Tracks aus. „Just Keep Thinking“ und „15 Again“ sind nett, aber ein bisschen hektisch und überhörbar – letzteres passierte mit „Talking Sweet“ sogar beim mehrmaligen Durchhören des Albums.
Vielleicht wäre „Do Nothing“ im Mittelmaß einer netten Ska-Punk-Scheibe verendet, wenn nicht das großartige „Come In“ den Abschluss machen würde: Ein derartig präzises Hochgeschwindigkeitsschlagzeug, das man es streckenweise für eine Drum Mashine halten möchte, und vor allem rasende Gitarren, die jeden Hörer zu wilden Polkatänzen treiben dürften. Ordentlich, sauber und mit einer Prise Understatement – britischer kann Ska wohl kaum mehr werden. Ein paar schwache Songs sind drauf auf „Do Nothing“, aber zum Ausgleich auch ein paar echte Knaller. Und – ganz, ganz wichtig – diese Herren sollte man sich anschauen, wenn man ihrer irgendwie live habhaft werden kann. Denn die Bühnenfreude ist einfach ansteckend, und deswegen muss dieser platte, aber eben unwiderstehlich passende Witz leider jetzt raus: „Come in“ and find out!
Bewertung: 3.5/5
Highlights: So Such of Much, Brothers And Sisters, Made in China, Come In