Tu Fawning – A Monument.

(VÖ 04.05.2012) Tu Fawning – was machen die eigentlich? Grusel-Pop-Miniaturen, Sophisticated-Analog-Rock, Antique-Dance-Tribal-Gospel… je verschwurbelter die Bezeichnung, desto weiter entfernt man sich von dem einzigartigen Sound zwischen Indie, Progressive und purer Kunst der Band aus Portland.

Tu Fawning - A Monument.

Tu Fawning – A Monument.

Ein Jahr also nach ihrer als „phantasievolle Grusel-Pop-Avantgarde“ gefeierten Debütplatte “Hearts On Hold” legen Tu Fawning Album Nummer Zwei vor. Ein wahrlich monumentales Werk – nichts zum Nebenbeihören. Die in dramatischen Höhen tanzende Singstimme von Corrina Repp und die getragene instrumentale Begleitung brauchen schon volle Aufmerksamkeit. Wir empfehlen: Ein Glas Rotwein, ein düsterer Abend und flackernder Kerzenschein. Denn auch wenn „A Monument“ beschwingter zur Sache geht als sein Vorgänger: Kompliziert ist es immer noch, aber das macht auch den Genuss des Ganzen aus.

„A Monument“ setzt sich zusammen aus Skizzen und Ideen, die an den unterschiedlichsten Orten von Portland über Leipzig bis zu den Kanarischen Inseln entworfen wurden. Im Übungsraum formten Folk-Songwriterin Corrina Repp, Ex-31-Knots Joe Haege, Weltmusikerin Liza Rietz und Reggae-Musiker Toussaint Perrault daraus die Songs, die nun auf dem neuen Album zu hören sind.

Das Instrumentarium der Vier wurde dabei ordentlich erweitert: Zum Einsatz kamen natürlich die nach unten gestimmte Kirmespauke und die bekannten Gitarren-, Schlagzeug- und Fanfaren-Grundlagen, aber außerdem kamen dieses Mal auch eine Unmenge an 80er-Jahre-Synthesizern zum Einsatz. Joe Haege selbst beschreibt: „Actually lots of synths, as well as some samples of South American chants turned into chords. Not to mention the degenerated Four Track recorders, dying guitar pedals, and most importantly: turning your back to the microphone and yelling…“ Den letzten Schliff gab’s außerdem vom Master of Mastering Howie Weinberg in L.A.

Was dabei herausgekommen ist, lässt sich nach wie vor in keine Schublade stecken. Die gespenstisch schöne Stimme von Corrina Repp ist immer noch Grundlage und androgynes Sahnehäubchen eines jeden Songs, und die Bezeichnung „Blues-Mutation“ kommt dem Ganzen wohl am nächsten. Denn die Songs sind auf eine gutgelaunte Art düster und von einer eleganten Schwere.

Der Opener „Anchor“ legt im faszinierenden Kontrast zur hohen Gesangsstimme mit seinen schweren Kesselpaukenschlägen einen kraftvoll drängenden Industrial-Sound vor, den das anschließende das R’n’B-inspirierte „Blood Stains“ tatsächlich noch einmal steigert. „Wager“ ist das wohl schillerndste Beispiel, wie unberechenbar Tu Fawning sich gebärdet: Treibend, kratzig und furios, vibrierend und drückend. Aber bei aller Raubeinigkeit immer auch irgendwie schick und so präzise wie ein Uhrwerk.

„Build A Great Cliff“ dagegen mutet fast kriegerisch an, „Skin And Bone“ überrascht mit stolpernd aussetzenden Rhythmuswechseln und das – bereits vorab als Free Download ausgekoppelte – „Bones“ ist mit 7,5 Minuten Sambareminszenzen, seinem leicht dissonanten Klavier und einem fulminanten Instrumentalpart wirklich der ungeschlagene König von Allem.

Tu Fawning ist eine Band wie keine andere. Man kann sie lieben oder als unhörbar verdammen – aber anhören sollte man dieses Album, wenigstens ein einziges Mal. Und mit voller Aufmerksamkeit.

Bewertung: 4/5
Highlights: Anchor, Build A Great Cliff, Bones

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