Joe Bonamassa im Admiralspalast, Berlin am 07.03.2012.

Joe Bonamassa ist mit seinen knapp 35 Jahren zwar kein Wunderkind mehr, dafür aber einer der virtuosesten Gitarristen und einer der großen Blues-Erneuerer der Gegenwart. Zu Recht – und das weiß er auch.

Bereits im Alter von 12 Jahren spielte der kleine, von den US-Medien gefeierte „Smokin Joe“ mit Größen wie B.B. King zusammen… und 23 Jahre später hat er den fast bis auf den letzten Platz besetzten Admiralspalast locker schon mit den ersten Tönen von „Slow Train“ im Griff.

Ganze sechs Stücke – darunter „Darkest Hour Midnight Blues“, das in den Schlussakkorden wummernde „Dust Bowl“ und sein todtrauriges „Sloe Gin“ – spielt Bonamassa, bevor er die ersten Worte an sein Publikum richtet. Artig bedankt er sich für den Konzertbesuch am Mittwochabend, erzählt eine kleine Anekdote über einen Bugatti, dessen Kauf ihm ein Verkäufer am Vormittag nicht zutraute (stattdessen führte er ihm einen Golf GTI „more in your range“ vor) und kündigt sein im Mai erscheinendes 13. Album an. Hier gibt es sogar nach ein Versprechen dazu: Auf den vergangenen zwölf Alben habe sich unter 140 Songs kein einziger Hit befunden, und so werde er es auch bei Nummer 13 halten! Jawoll! Kichernder Beifall im Publikum.

Im Anschluss daran spielt er „The Ballad of John Henry“, das mit seinem treibenden Rhythmus und dem 26. Platz in den UK-Charts der Bonamassa-Version eines Hits bisher am nächsten kam. Dabei setzt er seinen Teremin, eine besondere Effektbox, erstmals ein – aber eher als Spielerei, nicht als wirkliches Soundhighlight. Denn dafür sind nun mal die Gitarren zuständig: Für beinahe jeden Song bekommt Bonamassa von der Flying V bis zur Doppelgitarre ein neues Exemplar umgehängt und je mehr man ihm auf die Finger schaut, desto beeindruckter ist man von deren Fertigkeit. Bonamassa hat es nicht nötig, ständig mit Pedalen herumzufummeln, stattdessen sind die Effekte mit Volumeregler und bloßem Können wirklich handgemacht. Clapton is God? Dann ist Bonamassa der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Mindestens. Und all das vereint in einer One-Man-Show: Erst im letzten Drittel des Konzerts tritt Joe Bonamassa mit seiner Band in Kontakt – vorher sind (nicht nur) mit dem Bühnenaufbau eindeutige Prioritäten gesetzt: Keyboard links, Bass und Drums rechts im Halbdunkel – in der Mitte Bonamassa und seine Marshall-Trutzburg. Doch bei „Young Man Blues“ kommt es zum gekonnten Schlagabtausch mit Tal Bergman am Schlagzeug, eins der absoluten Highlights an diesem Abend.

Danach geht es wieder zurück zum Wesentlichen: Joe Bonamassa, allein auf der Bühne, mit einer Akustikgitarre und „Woke Up Dreaming“. Das einprägsame Instrumental „Django“ schließt sich an und mit „Mountain Time“ ist dann erst einmal Schluss. Noch einmal bedankt sich Bonamassa bei seinem Publikum, er freut sich tatsächlich über jeden besetzten Platz, so scheint es – und gleichzeitig weiß er doch genau, wie er mit einem einzigen Fingerschnipsen den ganzen Saal zum Jubeln animiert bekommt.

Es folgt das trotz ausgefeilter Volumeknopf-Spielerei recht eintönige „Bird On A Wire“ – an dieser Stelle wäre der Ausruf: „Hey Joe, was ist los?!“ noch einmal angemessen gewesen. Zum Abschluss lässt der Meister aller Gitarren zum Schluss mit dem rotzig rockigen „Just Got Paid“ noch einmal die Saalwände beben – und das bleibt im Ohr.

Dabei hat es Bonamassa mit Dreck und der tiefen Pein des Blues vor purer Schönheit sonst gar nicht so. Seine Stücke sind bloße Perfektion, vom ersten bis zum letzten Ton, ebenso wie sein Bühnenauftritt und seine Herrschaft über das Publikum.

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