(VÖ 25.11.2011) Über die dritte Volbeat-DVD gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Was nichts Schlechtes ist, denn was sich sagen lässt, ist: Einzigartige Band, sauberer Sound, super Kameraführung und geniale Konzerte. Nur das Booklet könnte schöner sein.
Zu sehen sind auf 2 DVDs der Mitschnitt des Konzerts am 19.11.2010 vor 10.000 Zuschauern in Kopenhagen, ein fast intimer Gig mit 1.100 Fans im House of Blues im kalifornischen Anaheim im April 2011 und einige Songs des Rock am Ring-Auftritts von 2011, bei dem Volbeat vor etwa 80.000 Menschen spielen. Abgeschlossen werden die Live-Aufnahmen von einem kurzen Blick hinter die Kulissen backstage.
Das Konzert im Kopenhagener Forum ist ein Heimspiel der vier Dänen – und bringt fast alle Gastmusiker auf die Bühne, die bisher auf den vier Studioalben der Band zu hören waren. Hier geht Volbeat daran, „sämtliche Klischees“ (O-Ton Michael Poulsen) zu bedienen: Rock’n’Roll gibt’s mit „16 Dollars“ und Jakob von den Taggy Tones am Kontrabass; Metal liefern die rauen Shouts von Lars-Göran Petrov von Entombed bei „Evelyn“ (im Original Mark Greenway von Napalm Death) und „Sad Man’s Tongue“ ist die Verbeugung vor Johnny Cash, dem großen Mann des Country. Außerdem wird mit den enthaltenen „Holy Diver“-Auszügen dem gerade verstorbenen Gitarristen Ronnie James Dio gehuldigt.
Bei „Mary Ann’s Place“ ist Pernille Rosendahl von The Storm mit dabei, bei „7 Shots“ gibt’s Gitarren-Verstärkung vom Metal-Urgestein Michael Denner und doppelte Stimmgewalt vom Kreator-Sänger Mille Petrozza. Spätestens hier fließt der Schweiß und zerfällt die ordentliche Rockabilly-Tolle, ab jetzt ist Metal angesagt! In Dänemark sieht das offensichtlich so aus: Auf der Bühne hopsen Gitarristen und Bassist, während das Publikum mit strahlenden Gesichtern headbängt und voller Rücksichtnahme sehr zahm etwas Pogo-ähnliches vollführt. Hach, Dänemark muss ein friedliches Land sein. Dementsprechend ruhig ist hier übrigens auch die Kameraführung während des gesamten Konzertes – ziemlich angenehm, wenn man dies mit den hektischen Zuckungen aktueller Musikvideos vergleicht.
Bei der Zugabe „A Warrior’s Call“ tritt Viking-Warrior Mikkel Kessler zum „Fight“-Rufen an, und nach der Danksagung von Michael Poulsen an den lange verletzten Boxer ist man gar nicht mehr sicher, wer hier zu wessen Unterstützung spielt. Weiter geht’s mit „The Garden’s Tale“ und Johan Olsen von Magtens Korridorer und zum Ende gibt’s ein großes „Thanks“ an alle treuen Volbeat-Fans.
Der Gig im kalifornischen House of Blues ist das Highlight der DVD: Vor 1.1000 wild tanzenden und begeisterten Fans sind die Rampensäue von Volbeat samt Anthrax-Unterstützern nicht mehr zu halten – fernab der Heimat schwitzen, rocken und stagediven die coolen Dänen, was das Zeug hält. Die Kamera passt sich an, hier kann man sich schon beim Anschauen zuhause kaum noch auf dem Sofa halten; das muss ein wirklich gigantisches Konzert gewesen sein!
Drei Songs von Rock am Ring bilden den Abschluss. Menschenmengen bis zum Horizont, Massenpogo… aber Volbeat hat auch 80.000 Leute locker im Griff.
Beim folgenden Blick in den Backstagebereich sieht man Volbeat selbst immer noch ein bisschen verdutzt über ihren Erfolg und voller Stolz darauf, mit welchen ihrer Idole sie heute auf der Bühne stehen dürfen. Doch auch von den Idolen selbst kommt nur Lob.
Und womit? Mit Recht! Volbeat sind eine einzigartige Band, die aus dem Nichts mit einem ganz neuen Stil auftauchte – und aus Hölle resp. Himmel darf hoffentlich noch einiges zu erwarten sein.
Kurzes Fazit zur DVD: Drei tolle Konzerte, nette Backstage-Einblicke… das Einzige, was man bemängeln könnte, wäre das Booklet. Hier finden sich nur wenige (teils schlecht gedruckte) Zusatz-Infos und die Gastmusiker muss man beim Anschauen schnell mitbuchstabieren, weil auch der Abspann nicht gerade augenfreundlich ist.
But who cares. Volbeat rocken – vor großem, vor kleinem und vor Sofa-Publikum. Da kriegt man Lust, gleich mal ein Ticket für das nächste Konzert zu kaufen, aber bisher sind die Jungs 2012 deutschlandweit nur auf dem Wacken zu kriegen. Na denn… Helga!
Bewertung: 4/5
Highlights: Der gesamte Auftritt im House of Blues und „7 Shots“ in Kopenhagen